Noch immer Belgrad (Београд)

Donau so grau. Die Wolkendecke geht immer nur für kurze Zeit weg, gestern hats so ausgesehen, wie wenn sie sich längerfristig verabschiedet, auch heute Früh noch blauer Himmel und Sonne - am Vormittag wieder alles zu und ein kurzer Regenguss.

Viel Zeit um den Nachbarn (Reiher, Kormorane, Enten, Kröten, Frösche) bei ihrem Tun zuzusehen und es ein paar von ihnen nachzumachen und ausgezeichneten Fisch zu essen. Der Stadtteil Zemun bietet sich dafür an - an der Donau gelegen, nur einen Spaziergang vom ArkaBarka entfernt - netter Stadtteil mit einem großen Markt und vielen Restaurants/Beiseln. Oder das Stara Koliba in die andere Richtung bei der Savemündung - auch supergut (Fischsuppe!).

Alles was sich irgendwie über Wasser halten kann schwimmt hier an den Ufern der Donau und Save um Freizeit am Wasser zu ermöglichen. Unsere Luzilla bleibt ungenutzt, wir verwenden unsere Füße und (Trolej-)Busse um die Stadt zu erkunden. Der öffentliche Verkehr funktioniert ganz gut, scheint aber ziemlich vernachlässigt, die Verkehrsmittel sind oft sehr, sehr voll. Sehr autodominiert die Stadt; seltsam, bei gleichen Spritpreisen (aber wesentlich geringerem Durchschnittseinkommen) wie bei uns, stauen auch alle im Kreis.

Tipps für einen Belgradaufenthalt:

• das Museum des 25. Mai: auch Museum für Jugoslawische Geschichte oder Tito-Museum. Der 25. Mai ist quasi der 2. Geburtstag von Josip Broz Tito. 1944 entging er an diesem Tag nur knapp einer militärischen Strafexpedition der deutschen Besatzer - der 25. Mai wurde in Jugoslawien (und wird von seinen Anhängern noch immer) als "Tag der Jugend" gefeiert.
• das Nikola Tesla Museum: hier wird der Nachlaß dieses großen serbischen Erfinders aufbewahrt und zum Teil ausgestellt. Sehr lehrreich, spannend und interaktiv. Ja, die Hand des mutigen Versuchskaninchens auf dem folgenden Foto ist meine!
  
  
  
  
  
• das Haus der Prinzessin Lubica: anschaun!

Etwas war während unseres Belgradaufenthalts zu klären: wir sind zu zweit per Boot eingereist, die Martina verlässt Serbien auf dem Landweg und ich möchte alleine mit dem Boot weiterfahren. Auf der Polizeistation beim Anleger Belgrad bekommen wir die Auskunft am Tag der Abreise von Martina nochmals vorbeizuschaun, sie wird dann von der Crewliste des "ORIGINAL"-Dokuments (ganz wichtig, nicht abzusehen was passiert wenn ich das verschmeiss) gestrichen, und ich darf alleine ausreisen.

Pünktlich um 10:00 sind wir wieder am Anleger, der heutige Diensthabende hat eine andere Rechtsauffassung; er meint ich kann als Kapitän selbst Leute auf der Crewliste streichen und hinzufügen, für ihn sei da gar nichts zu tun. Ich versuche ihm begreiflich zu machen, dass ich das nicht glaube, weil dann das ganze Trara um das "ORIGINAL"-Dokument sinnlos wär, er gibt mir zu verstehen, dass er nicht gewillt ist, mit jemandem, der nicht serbisch kann, über juristische Spitzfindigkeiten zu diskutieren und wünscht uns eine gute Reise.

Was tun? Selbst auf der Crewliste herumfurwerken, und wegen Dokumentenfälschung eingesperrt werden? Nichts tun und an der nächsten Grenze erklären, dass ich die Martina nicht irgendwo am Weg verloren habe? Ich rufe Alexander von der Grenze in Bezdan an, er teilt meine Sorgen, ich brauche unbedingt einen Stempel der Polizei bei jeder Änderung am "ORIGINAL"-Dokument, und sichert mir Hilfe zu. Wieder zurück zur Polizei, ich rufe Alexander an und drücke dem ziemlich genervt schauenden Beamten mein Mobiltelefon in die Hand. Ein ausführliches Telefonat mit Alexander (bei der Serbischen Telekom knallen die Sektkorken - Zone 5 - Roaming zu Preisen, für die sich sogar Apotheker genieren würden), und ein noch längeres mit irgend jemand, später bekommen wir unseren Stempel. Danke Alexander!

Gestern ist die Martina nach Wien zurückgefahren. Schon wild, so ein Abschied nach so intensiv zusammen verbrachter Zeit. Am 30.Juli um 06:49 hol ich sie am selben Bahnsteig wieder ab!