Donnerstag, 28. April 2011

Hoch der 1. Mai!

(ein kurzer Abstecher von der Donau) Der wichtigste Feiertag in meinem Jahr! Mein Stadionbad sperrt wieder auf, die Saisonkabine wird eingeräumt, ein paar Längen werden geschwommen - egal welches Wetter - es ist der 1. Mai!


Gut, dass man als Saisongast das Stadionbad eine halbe Stunde früher betreten darf. So kann ich, frisch geduscht, g'schneuzt und 'kampelt mein Radl mit einer roten Fahne schmücken und zeitgerecht in die Wiener Innenstadt aufbrechen.


Ja, die Maiaufmärsche sind mein Ziel. Egal, welche Zynismusschübe meine Gedankenwelt erfahren hat, egal wie oft mir erzählt wird, dass "es uns nur gut geht, wenn's der Wirtschaft gut geht", egal wie durchdrungen mein Medienkonsum vom Geschwafel der DKTler von einem schlanken Staat ist, egal - am 1. Mai bin ich auf der Straße. Weil wir es uns alle gut geh'n lassen sollen. Und weil es dazu Umverteilung, Solidarität und sozialer Netze bedarf.

So flieg du flammende, du rote Fahne...

Mittwoch, 27. April 2011

Der Plan

1.928 Stromkilometer bis ans Schwarze Meer. Österreich - Slowakei - Ungarn - Kroatien - Serbien - Bulgarien - Rumänien - Moldau - Ukraine.

(c) 2008 Via Donau http://www.via-donau.at/
(c) 2008 Via Donau http://www.via-donau.at/

In einem "normalen" Sommerurlaub geht sich das nicht aus. Mit viel Ach und Weh hätt' ich 7 Wochen zusammenbekommen - halbwegs realistisch, wenn: ich die Donau nur bergab bereise; meine Zille von einem Fracht- oder Schubschiff; und mich selbst von der Eisenbahn zurückbringen lasse. Aber: es gibt so viele Orte an dieser Strecke, die ich erkunden mag, und wie das ist mit Plänen und der Donau, das haben wir schon genossen - 1-2 Wochen sind wetterbedingt "weg" wie nix. Außerdem: diese Reise mache ich nicht jedes Jahr, und die Möglichkeit, Plätze, die mir gefallen haben, auf der Rückreise wieder heimzusuchen, erscheint mir sehr verlockend. Das in den letzten Jahren gesammelte Geld fühlt sich auf der hohen Kante scheinbar auch nicht wohl, manchmal glaube ich, es von da oben betörend säuseln zu hören: "Gib mich aus! Gib mich aus! ..."


Mehr Zeit muss her! Wie? Kündigen? Keine so gute Idee - besser: soetwas wie ein Sabbatical, allerdings ein bisserl gestrafft; ich mag ja nicht ein Jahr frei haben, und 4 Jahre warten ist nicht drin. Zuerst habe ich mit meinen Kollegen und der Kollegin abgeklärt, ob die einen Sommer auf mich verzichten können - alle haben zugestimmt - danke, danke, danke! Dann habe ich meinem Arbeitgeber meinen Vorschlag unterbreitet: 8 Monate halbes Geld, 4 Monate arbeiten, 4 Monate frei (stark vereinfacht). Auch von meinen Vorgesetzten und der Personalabteilung wurde mein Plan abgesegnet - danke, danke, danke! Seit Jänner läuft die Vereinbarung jetzt und wird mich für die Monate ohne "R" freispielen. Eckdaten für meine Reise: Mitte Mai Abfahrt, Mitte August mag ich wieder in Wien sein. Dazwischen: werma schaun...

Sonntag, 24. April 2011

2010: Wien - Deggendorf - Wien

Meine Spanier haben mir auch das Jahr 2010 durch ihren ersten Weltmeistertitel versüßt. In Wien den "keine Turniermannschaft"-Fluch abgelegt, war dieser Titel eine logische Folge.

Bootsmäßig ist unsere erste Fahrt ins Ausland erwähnenswert: 9 Tage, 360 Stromkilometer die Donau rauf und wieder runter. Bei 10 Kraftwerken zu Berg und auf der Rückfahrt wieder zu Tal geschleust. Die erste Station war Grein/Donau. Dort haben wir wieder den Kurtl getroffen, der seinen Lebensmittelpunkt immer mehr da rauf und immer mehr aufs Wasser verlagert. Er hat uns mit seinem Boot nach Schlögen begleitet. Ab Grein wird die durchfahrene Landschaft wieder unspektakulärer - vom Machland und dem Eferdinger Becken sieht man von der Zille aus nicht viel.


Linz kündigt sich lange durch riesige Industrianlagen am rechten Ufer an - eine Stadt, in der man schon öfter war, zum ersten mal auf dem Wasserweg zu durchfahren, ist sehr spannend - wenn ich nicht gewusst hätt', dass das Linz ist, ich hätt' nicht geglaubt, dass das Linz ist. Nach dem Kraftwerk Aschach ist man wie erschlagen von der Landschaft. Das Obere Donautal bietet Postkartenmotive hinter jeder Ecke (und deren gibt es viele: der Strom mäandert durch ein enges, bewaldetes Tal). Wenige Ansiedlungen, da sich kaum Platz dafür an den steilen Ufern findet. Immer mehr Zillen begegnen einem, auch überdimensionierte, die als Radfähren eingesetzt werden. Das ist Zillenland - auch mein Boot wurde hier vom Zillenbauer Witti vor schätzungsweise 25 Jahren gebaut.


In Schlögen überlegt man, ob eine Weiterfahrt sinnvoll ist. Direkt am Prallhang der Schlinge finden sich Marina, Bootstankstelle, Campingplatz, Restaurants, Hotel und Pension. Sehr belebt, vor allem der boomende Donauradweg bringt haufenweise internationales Publikum an diesen magischen Ort. Trotzdem bleibt alles sehr entspannt. Der Fluss entfaltet seine volle Wirkung mit Nebel am Morgen und farbenprächtigen Abendstimmungen - selbst gehetzte, deutsche Radtouristen sitzen ruhig mit seligem, aufs Wasser gerichtetem, Blick herum. Hierher kommen wir wieder. Viele per Boot erreichbare Ausflugsziele gilt es noch zu erkunden. Die Gegend hat locker 2-3 Wochen Aufenthalt verdient.


In der Schleuse des nächsten Kraftwerks, Jochenstein, befindet man sich bereits auf Deutschem Staatsgebiet. Bis Lindau ist die Donau Grenzfluss. In Passau fragt man sich, warum die Donau nicht Inn heißt, der rechts einmündende Fluss kommt mächtiger daher als die Donau, führt dieser aber, übers Jahr gesehen, weniger Wasser zu - passt schon, der Name. Mein Boot konnte ich im Yachtclub Passau-Heining nach dem Kraftwerk Kachlet verheften. Übernachtet hab ich in der, gut per Bus erreichbaren, Stadt Passau in einer der schlausten Unterkünfte, die mir bis jetzt untergekommen ist: dem Rotel Inn. Passau ist sehr touristisch, studentisch und bayrisch. Viele Biergärten und Lokale mit Innenhöfen - man kann dort ausgezeichnet versumpern.

Um noch mehr von der Donau zu sehen, bin ich einen Tag nach Deggendorf gefahren. Nettes Städtchen (großes Dorf?), ausgezeichnetes Essen (Pichelsteiner mit Donaufischen) und die An- und Rückreise war etwas Besonderes. Natürlich fällt einem der Bockerer ein : "bei euch in Deutschland ist die Donau ein kleines Rinnsal, wo die Kinder mit den Füßen drin plantschen und einebrunzen. Aber bei uns wir sie zum mächtigen Strom, der durch aller Herren Länder fließt!" (* ich hoffe, halbwegs richtig zitiert zu haben, wenn mir jemand den genauen Wortlaut des Ausspruchs zukommen lassen könnte, würde ich mich freuen). Rinnsal ist natürlich untertrieben, Flusserl würd ich als Wiener sagen. Und man merkt, dass man in einem Land unterwegs ist, das mit Schifffahrt mehr zu tun hat als Österreich. Die Fahrtrinne ist lückenlos mit Tonnen markiert, die ich vorher nur am Meer gesehen habe. Die Donau darf hier frei fließen, es gibt allerdings Pläne, die dieser Landschaft durch mehrere Kraftwerke den Garaus machen wollen. Die Nachhaltigkeit dieser Form der Energiegewinnung würde sich vor allem als nachhaltige Zerstörung dieses naturbelassenen Bereichs mit dem Highlight Isarmündung manifestieren.


Die Rückreise war wetterbedingt ein bisserl spannender. Es hat sich bewährt, Geld in g'scheites Regengewand zu investieren. Ich würde auch nicht die Vorteile eines Dachs auf meiner Zille gegen die freie Sicht in alle Richtungen während der Fahrt eintauschen. Gegen die Sonne hilft eine gute Sonnenbrille und ein burgenländischer Strohhut, der, von Zeit zu Zeit ins Wasser getaucht, mir einen kühlen Kopf bewahrt.


Euphorisch bis in die Haarspitzen zuhause angekommen haben mich 2 Fragen beschäftigt:
  1. der Spritverbrauch: mein 2Takter hat sich wieder als quasi unzerstörbar und völlig problemlos bewährt. Selbst Hummer-Fahrer können allerdings von meinem Benzinverbrauch/Kilometer nur träumen. Als Alternative käme ein neuer 4Takter in Frage, der aber
    • viel schwerer,
    • viel wartungsbedürftiger und
    • ziemlich teuer
    wäre. Ich habe deshalb einen Deal mit mir gemacht. Der Sprit kostet für mich jetzt € 2,--. Die Differenz zum Tankstellenpreis überweise ich an Organisationen, die der Donau Gutes tun. Der erste, der beglückt wurde war der Bund Naturschutz in Bayern e.V..
  2. "irgendwann fahre ich mit meiner Zille bis ans Schwarze Meer!" - dazu hat sich noch ein "auf was soll ich warten?" gedrängt. So stark, dass ich meinen Gedanken umformuliert habe: "2011 fahre ich mit meiner Zille bis ans Schwarze Meer!"

Donnerstag, 14. April 2011

2008, 2009: Boot fahren

2008 war mein Jahr! Meine Spanier haben die Fußballeuropameisterschaft gewonnen! Gegen Deutschland! In Wien! A por ellos, Oé!

Das Boot wurde zu einer Selbstverständlichkeit: am Abend Daubelnachbarn besuchen fahren; in Vollmondnächten ganz langsam dahingleiten, und was gutes zum Essen/Trinken dabeihaben (außerhalb Wiens würde ich so etwas nicht machen. In der Nacht hat man mangels städtischer Lichtverschmutzung ohne Radar auf der Donau nichts verloren); Freunde aus Kloster- oder Korneuburg abholen; Shuttledienst Reichsbrücke - Daubel - Reichsbrücke spielen; am Wochenende mit Bekannten ins Uferhaus in Orth/Donau essen fahren; usw.


Auch unsere erste größere Donaureise haben wir an einem verlängerten Wochenende 2008 gemacht: Wien - Grein/Donau - Wien. Die 150 Stromkilometer nach Grein mit 4 Schleusen sind eine gemütlich zu bewältigende Tagesetappe, wenn man nicht vom Regen an der Abfahrt gehindert wird und erst am frühen Nachmittag ablegen kann. Bis Spitz/Donau sind wir gekommen. Wir sind freundlich vom dortigen Yachtclub aufgenommen worden, haben ein Zimmer gefunden, und einen beschwingten Abend in der Wachau verbracht.

Überhaupt Yachtclubs: nie hätte ich mir gedacht, dass ich mich dort herumtreibe. In allen Marinas wurde ich bis jetzt zuvorkommend behandelt, egal wie schnöselig die Clubs anfangs auf mich gewirkt haben und wie z'nepft ich in meiner Zille dahergekommen bin. Die Liegegebühren waren im Regelfall unter den angeschriebenen Mindesttarifen und auch bei der Zimmersuche (unüblich, ein Yachtler schläft auf seiner Yacht) wurde mir, wenn nötig, geholfen. Auch die Marina Wien gewährt mir, mein Boot bei Starkregenereignissen bei ihnen unterzubringen. Bei angekündigten Unwettern kann ich meine Zille ein paar Tage/Nächte gegen eine geringe Gebühr im sicheren Hafen verheften. Ich schlafe wesentlich ruhiger, wenn mein Boot während einer stürmischen, gewittrigen Nacht nicht im Strom hängt.


Von Spitz nach Grein durch Nibelungen- und Strudengau sinds nur ein paar Stunden. Grein ist ein optimaler Ort für ein paar Sommerfrischetage. Unterkunft im Strandgasthof Anibas und mein Boot, quasi vor der Tür, für Ausflüge: chillig würd ich sagen, wenn ich jünger wär. Nach 2 Nächten wieder in einem Rutsch nach Wien - es gibt so Tage, da passt alles. 2008 war auch das Jahr in dem sich ein Gedanke manifestiert und immer stärker in den Vordergrund gedrängt hat: "irgendwann fahre ich mit meiner Zille bis ans Schwarze Meer!"


Dass man vor Glück ned die Nerven verliert[1], auch darum kümmert sich die Donau. 2009 wollten wir uns den Strom bis Passau anschaun. 2 Wochen Urlaub waren genommen, die Frühjahrsarbeiten am Boot waren zwar, wetterbedingt, wie immer, später abgeschlossen als gedacht, aber alles war noch immer im Plan. Plan! Donau und Plan! Donau und Urlaub langfristig einteilen! Geht nicht z'samm.


Am Freitag vor der ersten Urlaubswoche hat es zu regnen begonnen. Am Samstag hat es geschüttet. Am Sonntag wurde die Donau für die Schifffahrt wegen Hochwasser (Platz 8 in der historischen Liste der Donauhochwässer, das einzige im Juni!) gesperrt. Wir haben 8 Tage Dauerregen abgewartet, keine Chance. Boot wieder eingewintert, ab an die Ostsee, um in Warnemünde / Fischland-Darß-Zingst wenigstens ein paar Urlaubstage mit Schauen aufs Wasser, das nicht von oben kommt, zu verbringen. Eh nicht schlecht, und auch die Hallig Hooge durften wir im Mai 2009 kennen und lieben lernen, aber das 9er Jahr war ein bootloses Jahr - nicht mein Jahr.

[1]Es is ollas unhamlich leicht (Stricker/Heller 1978)

Mittwoch, 13. April 2011

2007: Boot fahren lernen

Im Juli 2007 gings los. Die in Wien eh schon recht knapp bemessene Bootssaison habe ich mir selbst durch weitere Umbauten an der Zille im Frühsommer verkürzt. Die ersten ängstlichen Ausfahrten waren ernüchternd: Motor, Wind, Wellen und Strömung versuchen die Zille, wenns blöd hergeht, in verschiedene Richtungen zu bewegen. Zu Beginn habe ich auf diese Kräfte so reagiert: nervös, dagegen, schnell und falsch. Üben, üben, üben war angesagt. Die Schleusenwärter des Kraftwerks Freudenau werden sich über den Wahnsinnigen gewundert haben, der bei pestigstem Wetter immer wieder gegen die Vorhafenmauer gekracht ist, nur um dort kurz zu verheften, wieder abzulegen und noch einen Anlegeversuch zu machen.


Nach vielen patschnassen Fehlentscheidungen stellt sich dann diese Mischung aus Sicherheit und Respekt ein, die es einem ermöglicht, sich auf dem Wasser mit dem Wasser zu bewegen. Die Martina, auch im Besitz des Donaupatents, war von Anfang an dabei.


Irgendwann haben wir uns dann getraut, auch Landratten auf Ausflüge mitzunehmen und unseren Aktionsradius durch die Benutzung von Schleusen zu erweitern. Weiter als bis Orth/Donau und Greifenstein sind wir 2007 nicht gekommen. Ganz schön weit!

Samstag, 9. April 2011

2006: Das Boot

Mit dem Kauf von Zille und Motor war es nicht getan. Man braucht:
  • einen "Führerschein". Viel Theorie, wenig Praxis - dank der Fahrschule Wolf und einem sehr nachsichtigen Prüfer (mein bei der Prüfung gezeigtes Anlegemanöver war "nicht sehr elegant") bin ich seit Juni 2006 im Besitz eines international gültigen Schiffsführerpatents 10m für Wasserstraßen und sonstige Binnengewässer.
  • eine Zulassung und ein amtliches Kennzeichen für mein Wasserfahrzeug. Einige Um- und Anbauten waren nötig. Was macht man, wenn man selbst nicht mit viel handwerlichem Geschick gesegnet ist, keine Ahnung von Booten hat, sich aber ein solches, auf Teufel komm raus, einbildet? Man geht den Menschen in seiner Umgebung auf die Nerven und nötigt sie zu helfen. Zwei Menschen möchte ich aus den vielen Helfern hervorheben: den Kurtl, ein Krandaubelkollege und Bootsfahrer, der schon die Rutsche zum Erwerb der Daubel, des Bootes und des Motors gelegt hat. Er hat viele Stunden an meiner Zille herumgezangelt und von ihm hab ich viel gelernt. Meinen Bruder Josef, ein Superschlosser, der mir viele schlaue Teile angefertigt und viel seiner Freizeit in mein Hobby gesteckt hat. Im Herbst 2006 wurde mein Boot von einem Beamten der MA58 abgenommen.
2 Tage später ist es in einem Herbststurm abgesoffen. Wieder waren viele helfende Hände nötig um das Boot zu bergen. Ich würde verstehen, wenn die Beteiligten, spätestens an diesem Starkregentag, den sie auf der sturmgebeutelten Krandaubel mit schwerer körperlicher Arbeit verbracht haben, die Bekannt-/Verwandtschaft mit mir verflucht hätten.

Das war die Bootssaison 2006. Der Motor wurde in einer Werkstatt zerlegt, gereinigt, wieder zusammengebaut und mit dem Boot in einem Stadl meiner Quasischwiegereltern im Marchfeld eingewintert.

Mittwoch, 6. April 2011

Das Meer

(ein kurzer Abstecher von der Donau). Keine Ahnung, warum es mich, ein Kind aus Favoriten, immer ans Wasser gezogen hat. War es der blaues Licht verbreitende Donauland-Globus? Die Onedin Linie? Die allgegenwärtigen, leuchtenden Modellschiffe auf den Fernsehapparaten? Das Meer-Gen beeinflusst die Menschen in meiner Familie äußerst selten, aber dann um so heftiger. Eine Cousine meines Vaters hat den größten Teil ihres Lebens als Schiffsköchin auf einem Frachtschiff verbracht, einen spanischen Matrosen geheiratet und genießt ihre Pension in Cantabria am Golfo de Vizcaya. So ein Lebensweg war mir als Wiener mit Leib und Seel' versperrt. Ich befriedige meine Sehnsucht nach dem Meer durch einschlägige Zeitschriften (mare), gezieltes fernschaun (NDR) und unsere Urlaubsplanung.


Durch den Entschluss, nicht mehr zu fliegen, haben unsere Urlaube einen ziemlichen Qualitätsschub erfahren. Neben dem Fahrrad und der Eisenbahn hat ein Verkehrsmittel großen Stellenwert bekommen: Fähren. Der Standardweg nach Spanien bringt uns jetzt nicht mehr nach Schwechat, sondern über Milano nach Genova und von dort per Grandi Navi Veloci nach Barcelona.


Und wenns 1x weiter weg gehn soll: Frachtschiffreise buchen, mit dem Schlafwagen nach Hamburg, dort in einem Zimmer mit Elbblick ein paar Tage auf das Schiff warten, Kajüte beziehen, und keine 10 Tage später ist man auf den Kanaren. Überhaupt Hamburg: 1x schlafen, und man ist in einer maritimen Stadt. Von dort aus ists nur ein Hupfer an/auf die Küsten, Inseln und Halligen der Deutschen Nord- und Ostsee, und die zahlen sich aus.


Noch was: Kreuzfahrten sind Themaverfehlungen! Was brauch ich Entertainment und Buffets? Ich brauch eine Reling, an der ich lehnen und aufs Wasser stieren kann.

Dienstag, 5. April 2011

2005, 2006: Donausüchtig

war ich sehr schnell. Ursprüngliche Pläne, wie ich die Zeit in meinem neuen Refugium verbringen werde, waren in Windeseile über den Haufen geschmissen. Schauen (Wasser, Wolken, Pflanzen, Tiere), Lauschen (das Knauern der Eisenkonstruktion der Hütte bei Wellenschlag, Vogelgebrüll, die Geräusche der Stadt je nach Windrichtung) und Spüren (die Reaktion der Hütte und der Verheftung auf Wellen und den Wasserstand) beschäftigen mich vollauf. Bald war auch klar, dass ich eine Zeitmaschine erworben hatte - man fährt z'Mittag auf die Donau, setzt sich kurz hin, plötzlich ist es finster, man packt z'samm und zuhause angekommen ist es weit nach Mitternacht.

Aber wie das halt so ist mit Süchten, man hat nie genug. Ich habe unpackbare Wolkenformationen, Gewitter, Sonnenuntergänge, Marienerscheinungen, eine zugefrorene Donau und Hochwässer erlebt. Trotz Abenteuern sonder Zahl mit Schwänen, Enten und Bibern - bald war klar: ich will mehr, ein Boot muss her!


Natürlich muss es das klassische Donauboot sein: eine Zille. Die bewegt man traditionellerweise mittels rudern (bergab) und stangeln (bergauf) - wenn man ein paar Stromkilometer machen mag montiert man einen Motor.


Auch den konnte ich günstig (nicht nur die Zeit, auch der Wert des Geldes verändert sich am Wasser) gebraucht erstehen. 40PS YAMAHA 2Takter - übermotorisiert - süchtig halt.

Sonntag, 3. April 2011

Charlotte Rhodes,

so hätte die Daubel heißen sollen. Von der Idee habe ich Abstand genommen - für diesen Namen ist sie zu wenig Schiff.


Eine Daubel ist ein großes quadratisches Fischernetz, das auf Bögen aufgespannt ist. Die Daubelfischerei wird in Wien auch noch am Donaukanal und in Niederösterreich, zB an der March, betrieben - dort allerdings vom Ufer aus. Solche Krandaubeln wie die meine - der Kran und eine Hütte sind auf einer schwimmenden Plattform montiert - gibt es, meines Wissens nach, nur am Wiener Teil der Donau.

Ein großer Fischer ist in meinen Jahren am Wasser nicht aus mir geworden. Es tut sich auch nicht allzu viel unter Wasser, seit der Inbetriebnahme des Kraftwerks Freudenau hat sich die Fauna der Donau ziemlich verändert. Egal - wenn die Fliegenfischerei die edelste Art ist, Fische zu überlisten, findet sich die Daublerei sicher ganz unten in der Rangliste. Man senkt das Netz auf den Grund und hebt es nach ein paar Minuten mittels kurbelbetriebenem Kran wieder rauf. Ich war ehrlich gesagt ziemlich baff, dass sich wirklich ab und zu ein Fisch ins Netz verirrt. Meine bisherigen Fänge dürfen sich aber (hoffentlich) noch ihres Lebens erfreuen, sie waren entweder zu klein oder zu fesch (große Barben oder Nasen sind sehr schöne Tiere). Mit der Daubel ist es sehr einfach Fische weiterschwimmen zu lassen: Fisch bewundern - Netz wieder runter - Ciao Fisch.

Samstag, 2. April 2011

2004: Donau, Stromkilometer 1.927,875 LU

das ist die Adresse meiner Krandaubel. Sie ist am linken Ufer (LU) der Donau verheftet, und zwar 1.927,875 km vom Stromkilometer 0 in Sulina (Rumänien) entfernt. Die Daubel habe ich 2004 erstanden, und sie hat mein Leben verändert. Ich bin donausüchtig geworden.