Mittwoch, 17. August 2011

Stromkilometer 1.927,875 LU Wien

Die Wetterprognose hält was sie versprochen hat. Um 09:45 fahre ich auf eine ruhige Donau unter einem blauen Himmel, und der einzige Wind, den ich spüre, ist der Fahrtwind. Schnell geht's dahin, das einzige was mich aufhalten könnte ist eine lange Wartezeit bei der Schleuse Gabčíkovo. Bei der Zufahrt zur Schleuse sehe ich, dass sich gerade ein Schwarzer in Richtung Schleuseneinfahrt bewegt. Ich fahre bis knapp hinter ihn und rufe bei der Schleuse an: kein Problem, ich kann auch einfahren, soll den Schwarzen überholen und vorne verheften. Super!


Um 16:00 fahre ich aus der Schleuse aus - jetzt bleibt sogar noch ein bisserl Zeit für eine Pause beim Dodo in Bratislava. Viel Holz kommt mir im Schleusenkanal und danach auf der Donau entgegen - seltsam, von einem Hochwasser habe ich eigentlich nichts gelesen. Die Luzilla bekommt noch 20l Sprit und ich 1l Flüssigkeit, einen Kaffee und einen Mohnstrudel. Ich treffe den Betreiber der Orther Schiffsmühle, der erklärt das Holz auf dem Wasser: die March bringt dieses ein.

Weiter gehts um 17:30, bei der Ausfahrt aus dem Hafen ein ziemlicher Schreck: auf der Donau bekomme ich Holz in die Schraube, der Motor stirbt ab und ich werde von der starken Strömung sehr schnell abgetrieben. Und wennst schon Pech hast, dann kommt noch was dazu: ich sehe wie ein rotes Torpedo auf mich zukommt und die Luzilla voll backbord trifft. War natürlich kein Torpedo und es ist nicht auf mich zugekommen, sondern die Luzilla hat es mit ziemlicher Wucht gegen eine spitze, rote Fahrwasserbregrenzungstonne getrieben. Der Motor springt gleich wieder an und ich kann mich rasch wieder von der Tonne lösen - uff, kann sehr viel schlechter ausgehen, so ein "Torpedoangriff". Die Tonne hat mit ihrer Spitze nur ein kleines Cut in der Außenhaut und dem Holz der Luzilla hinterlassen.


Ab der Marchmündung ist die Donau wieder holzfrei. Um 20:00 komme ich bei der Schleuse Freudenau an, jetzt ist's schon finster - egal, durch Wien fahre ich auch in der Nacht. 30 Minuten warten, und ich werde alleine in der kleinen, rechten Schleusenkammer geschleust. Um 21:30 lege ich bei der Daubel an, die Martina erwartet mich schon. Eine Woche Urlaub habe ich noch, die werde ich in Wien verbringen.

Dienstag, 16. August 2011

Stromkilometer 1718 RU Esztergom

Eine kurze Etappe von Szentendre nach Esztergom, landschaftlich sehr beeindruckend. Auf den noch zu fahrenden 20km der Szentendre Duna tut sich bootsmäßig sehr viel. Sonntag und ein wirklich schöner Sommertag, auch die Strandbäder an den Ufern sind gut gefüllt.


Danach wieder auf der Donau durchs Ungarische Mittelgebirge - sehr schön. Die große Schlinge noch und vorbei an ein paar Sandinseln, die heute belebt und mit Sonnenschirmen bepflanzt sind.


Esztergom. Gleich vor der größten Kirche Ungarns, die auf einem Hügel am Donauufer steht in die Kis Duna - dort ist die Marina Nautica von Attila Papp. Vom Betreiber des Waterfront Hotel in Szentendre habe ich eine Flasche Wein für Attila mitbekommen - solche Botendienste mache ich gern. Gleich nach dem Anlegen werden wir am Steg von 2 Budapester Bootsfahrern auf sehr guten Wein von einem Freund von Ihnen aus der Plattensee-Gegend eingeladen. Leider, wir müssen noch ins El Greco Vendégház, wo wir gestern Zimmer reserviert haben, und halbwegs nüchtern auftauchen sollten. Wär nett gewesen, den Tag gleich mit den beiden am Nachmittag am Bootssteg ausklingen zu lassen.


Das "Zimmer" im El Greco ist unglaublich: riesig, optimal am Fuß des Burgbergs gelegen, komplett eingerichtete Küche, und eine Treppe zu einer Galerie mit einem weiteren Bett - größer als unsere Wohnung, glaub ich. Es gibt auch ein Café, das allerdings nur am Wochenende geöffnet ist, der schöne Gastgarten im Innenhof kann von den Zimmermietern genützt werden.


Die Basilika wird natürlich besichtigt - über unzählige Stufen kann man die Außenseite der Kuppel besteigen - grandiose Aussicht auf die Donau und die Umgebung.




Esztergom wird wahrscheinlich unser letzter Halt vor Wien sein. An einem schönen Tag, mit ein bisserl Glück bei der Schleuse Gabčíkovo und einem Tankstopp in Bratislava sollten die 210km bis zur Daubel in Wien bewältigbar sein. Martina muss am Mittwoch wieder arbeiten, Dienstag sollte der Reisetag sein, aber: in der Nacht zieht eine Gewitterfront vorbei, der Dienstag ist zwar wieder sonnig aber viel zu windig für eine so lange Fahrt.


Also wieder ein Abschied auf einem Bahnhof, diesmal aber nur für einen Tag, so das Wetter morgen passt - angekündigt ist ein Traumtagerl.

In der Marina legen immer mehr österreichische Boote an. Sehr nette Menschen, mit denen ich den Nachmittag/lauen Abend auf dem sehr angenehmen Steg verbringe.

Samstag, 13. August 2011

Stromkilometer 1657 + 11km die Szentendre Duna zu Berg = Szentendre

Schöne Fahrt bis Szentendre. Ca. 20° + 10km/h oberer Wind + 30km/h Fahrtwind: ziemlich frisch am Vormittag, wir ziehen sogar unsere Handschuhe an.


Glatte Donau, bis auf die Fahrt durch Budapest, da dürfte es durch den vielen Verkehr und den Häuserschluchtenwind einfach immer wellig und rauh sein.


Wieder durch Budapest durch, ein kurzer Tankstopp bei der Árpád híd, neben der Hajógyári-sziget kann man ein bisserl was vom Sziget Fest hören. Der Szentendre-Arm der Donau ist um einiges schmäler als der Hauptarm. Viele Wochendhäuschen auf Stelzen an den Ufern, die Großschifffahrt frequentiert diesen Arm nicht.


Das Waterfront Hotel war ein Glücksgriff. Schöne, schon ein bisserl ältere, Anlage, großes Zimmer mit Balkon zum Wasser - sehr angenehm. Szentendre ist die meisbesuchte Kleinstadt Ungarns, mit einer Vorortbahn an Budapest angebunden und von einer Künstlerkolonie bevölkert gibt es viele Museen, Galerien und natürlich haufenweise Restaurants, Cafés und andere Lokale. Vieles ist sehr touristisch, ein bisserl suchen und man findet wirklich nette Aufenthaltsorte: in dem Café in dem wir den Abend verbringen bekomme ich nach meinem Wunsch nach einem Fröccs einen Liter Soda und einen halben Weißwein - sieht man mir schon an, was ich immer trinke?

Am nächsten Tag holt uns Csabi vom Hotel ab. Wir verbringen einen entspannten Nachmittag in dem Lokal am Römerufer, wo wir uns schon im Juni getroffen haben, mit ihm, seiner Frau und seiner quirligen Tochter Saphira, genannt Manó. Er muss um 18:00 arbeiten und liefert uns noch beim Parlament ab, wo er uns um 21:15 wieder abholen wird. Wir gehen das Donauufer entlang bis zur Markthalle, und dort in die Ráday utca. Viele kleine Bühnen und Liveperformances in dieser Straße, wo sich ein Lokal an das andere reiht.


Es ist schon finster bei unserem Retourweg zum Parlament durch die Innenstadt von Budapest - Váci utca usw. - Vollmond ist auch, so schön!


Csabi bringt uns wieder nach Szentendre zurück. Vielen, vielen Dank für alles und viel Glück bei deinen Paris-Plänen Csabi!

Donnerstag, 11. August 2011

Wieder in Baja

Der Grenzaufenthalt in Bezdan (Бездан) geht wieder reibungslos über die Bühne und auch die Wiedereinreise in die EU dauert nicht lange.

Die schönste Galionsfigur der Donau (Gastlandflagge wechseln)

In Mohács wird nach dem Behördenparkour (Polizei - Zoll - Wasserschutzpolizei - Amtsärztin [haben sie blinde Passagiere an Bord vorgefunden? War die Anzahl der Erkrankungen an Bord höher als bei anderen Reisen? Wie viele Passagiere und Besatzungsmitglieder sind während dieser Reise verstorben?]) zum 1. mal auf der Reise das Boot von Zoll und Polizei angeschaut (aber nicht betreten) und ich werde zum 1. mal gefragt, was ich denn so mit mir führe - keine weiteren Kontrollen, mir wird geglaubt. Die ungarische Polizistin macht mich noch auf die Gewitterfront aufmerksam, die hinter uns aufzieht, und wünscht uns viel Glück und eine trockene Weiterfahrt bis Baja. Es geht sich aus: wir erreichen Baja vor dem großen Wolkenbruch - 1. schlechte Nachricht: das Hotel Duna ist ausgebucht. Wurscht, wir ziehen ins Hotel Kaiser, gleich gegenüber, auch nicht schlecht. Einen großen Balkon auf den Hauptplatz und eine Dusche mit Radio und Lichteffekten hat dieses Zimmer. Ausdruckstanz und Mitgesang zu Falcos Jeanny beim morgendlichen Duschen mit Wasser aus allen Richtungen - ein Traum!


Das Wetter bleibt eher kühl - Jean, langärmliges Hemd und Schuhe(!) werden zum Standard - seltsames Gefühl. Im Hafen treffe ich wieder Hafenmeister Stefan, er hat die 2. schlechte Nachricht für uns: die Bootstankstelle in Baja ist schon wieder kaputt - schlecht, wir haben vor, bis Budapest weiterzufahren, da müssen alle Kanister voll sein bei der Abfahrt. Am nächsten Tag ist Wochenmarkt, da fährt Stefan mit seiner Frau mit dem Auto in die Stadt - er bietet an mit mir zu einer Straßentankstelle zu fahren - super, das Angebot nehme ich gerne an: danke, danke, danke Stefan.

Nach dem Benzinbunkern am nächsten Tag gehen wir auch auf den Wochenmarkt. Die Martina ersteht eine wünderschöne Plastikkleiderschürze - da werdens schauen auf der Donau, so bunt! Ich habe auch schon Csabi in Budapest kontaktiert wegen einem Platz für uns und die Luzilla, da kommt die 3. schlechte Nachricht: In Budapest findet dieses Wochenende das Sziget Festival statt, Hotelzimmer sind in Budapest gut, aber seit Monaten ausgebucht. 2 Möglichkeiten:
  • a) nach Dunaújváros in die Ráckeve-Duna schleusen (ein Anruf bei der Schleuse ergibt dass dieses möglich wäre: fixe Schleusenzeiten um 07:00, 11:00, 15:00 und 19:00) und dort eine Unterkunft suchen, oder
  • b) in Budapest tanken und noch ein Stückerl die Szentendre Duna fahren und eine Unterkunft in Szentendre suchen.
Es wird Plan b): im Netz finde ich das Waterfront Hotel, die haben Platz für uns und die Luzilla, und Szentendre wollen wir uns eh ansehen.


Baja sonst: spazieren gehen, neue Wirtshäuser und Kaufhäuser finden (Jugend forscht), noch einen Kanister kaufen und: Haltepertő, Lilahagymával und Fröccs!
Nach Szentendre sind's fast 200km, wir brechen um 09:00 gen Norden auf.


Montag, 8. August 2011

In Apatin (Апатин) muss man ein bisserl bleiben

Wir wohnen wieder in einem der Appartements der Marina. Schöner Aufenthalt. Zwischen Essenseinladungen bei den Baracs und Lokalbesuchen in der näheren Umgebung mit ihnen, ein bisserl dem Treiben in der Marina zusehen: in sehr kleinen Autos werden große Mengen Picknickuntensilien herbeigekarrt und gemeinsam mit vielen Menschen in sehr kleine Boote verladen. Ab gehts auf eine der Donausandstrandinseln hier in der Nähe.


Sehr fesche Boote gibt es hier. Hauptsächlich Eigenbauten aus Aluminium oder Stahl.


Nach einer Essenseinladung bei den Baracs (hervorragender Dirndlschnaps vorher!) können wir sie überzeugen, uns nicht mit dem Auto wieder zurückzuchauffieren, sondern unsere dicken Bäuche selbst auf unseren verkümmerten Beinen zurück zur Marina tragen zu lassen. In der Fußgängerzone hören wir einen seltsamen deutschen Dialekt - 3 ältere Damen stehen beeinand und tratschen. Ihnen fällt auf, dass sie uns aufgefallen sind und gleich sprechen sie uns an. 3 Donauschwäbinnen die auf den Beginn der deutschen Messe in der Himmelfahrtskirche warten - zu der laden sie uns ein. Als sie merken, dass Messen nicht so unseres sind, überzeugen sie uns mit "das geht ganz schnell, nur 15 Minuten, keine Predigt!" Und so ist es: schnell wird die Zeremonie heruntergespult, unterbrochen nur von ein paar deutschen Liedern - sehr stimmungsvoll.

Ein Lokal ist uns bei unserem ersten Aufenthalt aufgefallen, besucht hatten wir es bis jetzt nicht: das Cидро (= Sidro = Anker) gleich hinter der Marina. Die fidelen Wachauer haben es auch empfohlen, kaum sitze ich dort werd ich schon angesprochen. Slavko und Lila (was für ein schöner Name!), haben ihr Arbeitsleben in München verbracht und wohnen jetzt in Apatin. Sie laden uns für den nächsten Tag ein, diese Einladung müssen wir leider ausschlagen, wir sind schon mit den Baracs verabredet - Essenseinladungsstress! Mit den beiden verbringen wir einen sehr angenehmen Abend im Cидро und sie helfen uns auch an unserem Abfahrtstag bei der Kapitania und der Polizei - in Belgrad hatte wieder unser "Freund" (der selbe wie schon unter http://daubler.blogspot.com/2011/07/noch-immer-belgrad.html beschrieben) Dienst und weigerte sich die Martina offiziell auf der Crewliste einzutragen (das sollen die in Novi Sad oder Apatin machen), und das war natürlich falsch. Die Apatiner Polizei macht es, ist sich aber nicht sicher, ob sie mir glauben soll, dass ich wirklich in Belgrad vorstellig war. Da ist Slavko eine große Hilfe, danke, danke, danke. Unser Belgrader "Freund" war der einzige ungute Behördenkontakt, den wir bis jetzt auf der Reise hatten (und es waren deren viele, durchgehend freundlich und hilfsbereit), aber er war herausragend in seiner Präpotenz und Inkompetenz. Um 13:00 fahren wir ab Richtung Ungarn.

Samstag, 6. August 2011

Wieder in Apatin (Апатин)

Beim Nachdenken über die Fahrt nach Apatin fällt mir auf: Benzin könnte ein Problem werden. Wir brauchen jetzt doch um einiges mehr: Bergauf + Martina + mehr Gepäck = mehr Verbrauch als ich dachte. Apatin sollte sich ausgehen, nur: da patz ich schon den "ein bisserl was haben wir immer noch"-Kanister an, und die Fahrt wäre dann sehr unentspannt. Ich kaufe noch einen 10l Kanister beim Benzinbunkern per Taxi - beruhigt brechen wir z'Mittag mit Luzilla, dem kleinen Tanker, auf.


Für die 3 Tankstopps finden wir sehr idyllische Platzerln - Natur pur, eine Nutzung dieser Ufers ist, außer als Auslauf/Weide für Haustiere, nicht möglich, da man überall Spuren der scheinbar regelmäßigen Überschwemmungen sieht. Viele Inseln, zum Teil mit diesem traumhaften ganz feinen Donausand am Strand - karibisch irgendwie, glaub ich, ich war noch nie in der Karibik.


Wieder vorbei am kroatischen Ufer der Donau - leider - Ilok steht ganz oben auf unserer Liste der in nächster Zeit zu besuchenden Orte. Alleine schon wegen dem Graševina.

In Apatin angekommen schauen wir gleich bei den Baracs vorbei. Große Freude allerseits, natürlich müssen wir zum Essen bleiben, spät wirds. Die Fahrt durch den stockdunklen Winterhafen zu unserem Liegeplatz ist, weil ich meine Stirnlampe vergessen habe, nicht ganz einfach.

Donnerstag, 4. August 2011

Wieder in Novi Sad (Нови Сад)

Gute Idee einen Tag zu warten. Nur mehr ein paar weisse Wolkerln am Himmel, kein Wind und nicht mehr so viel Holz auf der uns nur leicht gewellt entgegenströmenden Donau. Heute begegnen wir den TID-Kanuten.


Einzelne Kanus und kleine Gruppen kommen uns entgegen. Wir warten auf die große Kanuflotte, die wir in Wien schon ein paar mal bewundert haben, nur: sie kommt nicht. Fast ein bisserl enttäuschend, entweder wir haben viele der Ruderer nicht gesehen, weil sie einen anderen Weg um eine Insel genommen haben, oder das Feld ist doch schon sehr ausgedünnt da herunten.


Bei der Talfahrt waren wir ganz fasziniert vom Steilufer auf der rechten Seite, diesmal bleiben wir eher linksufrig, wo sich flaches Schwemmland, immer wieder Inseln und schöne, natürliche Anlegemöglichkeiten für die Luzilla finden.


Optimal für Pausen zum Benzin umfüllen, Rauchen, Füße vertreten. In einer freien Bucht (die meisten sind von Schweinen, Kühen, Eseln und dergleichen bevölkert - die wollen wir nicht stören) bleiben wir ein bisserl länger. Wunderschönes Überschwemmungsgebiet: uralte Weiden und bunte Wiesen.



Wieder in Novi Sad haben wir mehrere Pläne: Plan A (nur kurz zum Ausklarieren und Benzin bunkern stehenbleiben, und weiter nach Vukovar zum Einklarieren in Kroatien) scheitert, da wir die Kapitania, oder besser gesagt einen Liegeplatz in der Nähe von dort, wo wir die Kapitania vermuten, nicht finden. Plan B: im Hafen darum bitten, die Kapitania zu kontaktieren scheitert, da Hafenmeister Branco erst um 20:00 zum Match Partizan Belgrad - Genk wieder im Hafen erwartet wird. Plan C: 1 Nacht in Novi Sad bleiben, wird von einer Mitarbeiterin des Restaurants neben der Marina heftig unterstützt: sie telefoniert stundenlang herum, um eine Bleibe für uns zu finden. Bei unserem 1. Aufenthalt wurde uns das Alaska Barka (oder Ribarsko Ostrvo = Fischerinsel) empfohlen. Gleich am anderen Ufer der Halbinsel, zwischen Marina und Donau, gelegen, war vor einem Monat komplett ausgebucht, die freundliche Rezeptionistin hat uns damals ein Zimmer im Hotel Duga organisiert. Diesmal haben wir Glück: wir dürfen einen der komplett neu renovierten Bungalows beziehen. Bizarr!


Güldene Tagesdecken und Pölster am riesigen Bett - völlig unerwarteter Luxus hier im Nirgendwo zwischen Donau und Industriegebiet. In soetwas haben wir noch nie genächtigt. Schauen diese Clubanlagen in diesen Urlaubsorten so aus? Amerikanisch anmutend, alle Wege im rechten Winkel, rechteckige Rasenflächen zwischen den rechteckigen Bungalows. Überdimensioniert wirkende Restaurants - in dem am Donauufer machen wir den neuen Plan D: hier bleiben wir ein bisserl (wer hätte das gedacht?) und Kroatien besuchen wir ein andermal.

Dienstag, 2. August 2011

Und noch ein Tag in Belgrad (Београд)

Belgrad ist wie z'Haus. Die Martina hab ich am Samstag Früh vom Bahnhof abgeholt, sie hat eine Freundin mitgebracht, die ein verlängertes Wochenende hier verbringt. Ausserdem sind noch Freunde aus Wien und Norwegen da. 2 der fidelen Wachauer haben wir auch wieder getroffen, diesmal mit 2 anderen Passagieren auf der Mary Rose. Viel gibts zu erzählen, zu trinken sowieso - zeitweise heftig.


Für eine romantische Abendfahrt zu siebent ist die Luzilla ein bisserl klein. Wir mieten das neben dem ArkaBarka verheftete, schöne, große Stahlschiff samt Kapitän für eine Fahrt die Save auf und ab. Viel Platz an Bord, gekühltes Bier wird ausgeschenkt, und die Stimmung auf diesem langsam dahintuckernden Schiff im Abendlicht ist großartig. Eng gedrängt stehen Wochendend- und Bootshäuser, Clubs, Cafés und Restaurants am Wasser an den Ufern der Save.


Für heute wäre die Abfahrt Richtung Novi Sad geplant gewesen. Die Mary Rose legt Richtung Golubac ab, wir zögern - das Wetter ist nicht ganz optimal, ich hätte wirklich gerne wieder 1x einen schönen Bootsfahrtag - wir zögern so lange, bis wir unser Gepäck wieder ins Zimmer zurückräumen - noch ein Tag in Belgrad mit Kirschkompottpalatschinken in Zemun. Aber morgen...

Freitag, 29. Juli 2011

Wieder in Belgrad (Београд)

Keine Fotos. Froh, dass ich da bin. Gestern heftiges himlatzen nördlich des Golubacer Sees. Brav esse ich meine Fischsuppe z'samm - hilft nix - um 05:00 werde ich von einem heftigen Gewitter geweckt, das zieht zwar weiter, aber der Regen bleibt. Ich warte bis ca. 11:30. Warten, dass der Regen aufhört: sinnloses Unterfangen, bei heftigem Regen fahre ich ab.

Heute erlebe ich jede erdenkliche Art von Regen: Tropfen in jeder Größe, unterschiedlich intensiv. Eine Art von Regen lerne ich heute kennen, die ich noch nie gesehen habe: ein Mittelding zwischen Niesel und Nebel in einer Intensität, die ein Weiterfahren unmöglich macht, Sicht gleich null - super Situation: an einem unbekannten Ufer in patschnasse Watte eingepackt, darauf warten, dass man vielleicht doch wieder ein bisserl was sieht. Dieser Sprüh- wird von Starkregen abgelöst: Starkregen ist super, man sieht ein paar hundert Meter weit, das reicht.

Ab ca. Smederevo wird die Strömung spürbar stärker, und viel Holz kommt mir entgegen. Die größeren Stämme werden oft von darauf stehenden Reihern und Möwen markiert, vielen Dank den hilfreichen Vögeln, der Slalomkurs, den ich fahren muss, wird durch sie vorhersehbarer und einfacher. Und es gibt noch etwas sehr, sehr gutes an diesem Tag: im Regen gibt es kaum Wind, die Donau ist, bis auf die Regentropfen, glatt, die Fahrt ist sehr ruhig.

Um 17:00 komme ich im ArkaBarka an. Hundemüde.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Wieder in Golubac (Голубац)

Schwer ist der Abschied von Kladovo gefallen. Sogar im Hotel Đerdap wurde nachgefragt, ob ich meinen Aufenthalt nicht doch noch ein letztes mal verlängern mag (hab ich 3x getan). Mit Stevan habe ich noch eine Art Privatmuseum im Nachbarort Kladušnica besucht.


Ein begnadeter Sammler und Poet - Mihaila Vasiljevića - hat viele Dinge des täglichen Gebrauchs zusammengetragen und stellt diese in seinem Haus und im Garten aus. Er ist leider nicht anwesend, Stevan weiß aber wo der Schlüssel zum Haus ist, führt mich herum, und zeigt mir alte Haken, mit denen früher Hausen gefangen und an Land gebracht wurden - eine blutige G'schicht.


Auch die Rakija-Abteilung des Museums wird "besichtigt" - lauter verschiedene Rakijas aus der Umgebung - ein Museum für alle Sinne.


Zum Abschiedskaffee im Café Natura bekomme ich von Stevan noch eine Flasche Rakija geschenkt. Stevan mag in Zukunft auch Fisch im Natura anbieten. Ob ich da nicht 1x den Direktbus Wien - Kladovo - Wien benutzen werde, um vorzüglich zu Abend zu essen und Freunde zu treffen?

Die Donau ist ziemlich ruppig bei der Fahrt zum Kraftwerk Đerdap I, das Tor ist zwar offen, das Signallicht aber rot. Um 12:00 verhefte ich an einem serbischen Boot mit 2 netten Pärchen aus Belgrad in meinem Alter, auf Urlaub in der Gegend rund ums Eiserne Tor. Ihr Kabinenboot hat einen großen schattigen Bereich, wo ich die Wartezeit bis zur Schleusung verbringen darf. Sie warten schon eine Stunde, haben bei der Schleuse angerufen und die Auskunft erhalten, dass sie warten sollen, es sei nicht abzusehen, wann geschleust wird. Um 13:30 rufen sie nochmals an - ca. um 15:00 wird ein Schiff kommen - naja, die Warterei ist zwar recht kurzweilig, die Belgrader sprechen sehr gut Englisch, und ich darf sehr guten Trebernen kosten, aber: bis Golubac sinds noch 100km, und um 20:00 geht die Sonne unter, hier im Osten.


Ziemlich pünklich um 15:00 kommt die STEAUA DELTEI, mit der wir schleusen dürfen. Wieder in 2 Stufen rauf, es ist 17:00 als ich in eine ziemlich aufgewühlte Donau entlassen werde. Diese Gischtigkeit habe ich schon bei der Talfahrt erlebt, ausserdem mag ich die STEAUA DELTEI überholen, was sich als schwierige und nasse Angelegenheit entpuppt. Sie gibt scheinbar allen Stoff, den sie hat, wahrscheinlich sollen ihre Passagiere das Eiserne Tor noch bei Tageslicht sehen. Kein angenehmes fahren, mit 30km/h über schaumgekrönte kleine Wellen brettern. Wirklich schade, diese Gegend hätte viel Zeit verdient.

Nach dem Eisernen Tor wirds wieder entspannter, kaum Wellen, und die Wälder und Felswände an den Ufern sind wunderschön im Abendlicht. In der letzten Flussenge knapp unterhalb der Ruine Golubac wird es/mir ganz anders. Schlagartig ist ein Großteil des Lichts und alle Farben weg. Ich bewege mich wie durch einen schlecht ausgeleuchteten Schwarzweißfilm vorbei an hohen, jetzt nicht mehr freundlich aussehenden, sehr eng beinanderstehenden Felswänden. Zusätzlich bläst mir hier ein wirklich eisiger Wind entgegen, der seltsame Muster auf die fast schwarze Donau zeichnet. Sehr entrisch das ganze. Irgendwann bin ich durch, und der Golubacer Stausee breitet sich blutrot vor mir aus. Die Ruine, an der ich vorbeifahre, würde ich bei dieser Stimmung auch nicht besuchen. Ich fahre sogar ein bisserl einen Bogen, um ihr nicht zu nahe zu kommen.

Ich bekomme wieder ein Zimmer mit Blick auf den See, ein Fischsupperl noch, und kaum hab ich mich hingelegt schlaf ich schon. Meeresfeeling beim Aufwachen. Nicht nur die 7km zum anderen Ufer, auch die lautstarke Brandung (sagt man so bei einem Fluss?) lassen mich nicht glauben, dass ich auf der Donau unterwegs bin. Werma schaun, wie die 130km nach Belgrad morgen werden...


Golubac ist wie ausgewechselt - viele Menschen sind unterwegs, von verschlafen keine Spur mehr, schon beim gestrigen Fischsuppenessen ist mir diese Veränderung aufgefallen - das Lokal, in dem ich auf der Talfahrt manchmal der einzige Gast war, ist bumvoll. Eine Erklärung dafür bekomme ich am Vormitag im Café. Gleich komme ich mit 2 Menschen ins Gespräch: echte Wiener aus Währing und Simmering - ca. 80% der Bevölkerung arbeitet im Ausland, die meisten davon in Wien. Jetzt ist Heimaturlaubzeit.

Montag, 25. Juli 2011

Pакија brennen in Kladovo

Mit einem Menschen, den ich im Café Natura kennenlernen durfte verbindet mich besonders viel. Er ist Schweißer von Beruf, kommt eigentlich aus der Gegend von Novi Sad, hat in vielen Werften entlang der Donau gearbeitet, bis er hier in Kladovo seine jetzige Frau ("Er wollte mir ein Schiff bauen, und ein Sohn ist's geworden") kennengelernt hat. Er spricht ausgezeichnet Englisch und mit ihm versumpere ich ein paar mal im Natura bei sehr gutem Зајечарско-Bier und Gesprächen über Schiffe, Boote, Politik, Essen, Trinken und den ganzen Rest. Für den Sonntag Nachmittag lädt er mich in sein Haus ein, dass seine Familie erst seit ein paar Monaten bewohnt. Er wird an diesem Tag Pакија (Schnaps) brennen.


Ich lerne seine Frau und seinen aufgeweckten Sohn kennen - sehr nett, kann nicht anders sein. Das Haus ist groß, hat einen schönen Garten dahinter und liegt sehr gut in Kladovo. Er hat es im Moment noch gemietet, überlegt aber es zu kaufen, viel ist zu tun, es war ein paar Jahre unbewohnt, und auch der vorige Mieter hat sich nicht wirklich um die Substanz und den Garten gekümmert. Im Garten steht ein alter Marillenbaum, und die Freude der neuen Mieter war groß, als dieser Früchte trug. Eine dieser alten, kleinen, sehr süßen Sorten - optimal für Rakija. Er hat die Früchte verlesen, entkernt und eine Maische angesetzt, die vielversprechend duftet.


Was in Österreich ein schweres Vergehen wäre ist hier normal. Jeder, der über Früchte und die Möglichkeit zum Brennen verfügt, brennt. Legal. Die besten Schnäpse auf meiner Reise wurden immer aus unetikettierten Flaschen ausgeschenkt. Viele Serben befürchten, dass bei einem EU-Beitritt Serbiens dieses Grundrecht fallen würde. Für die meisten wäre das ein Grund eben nicht der EU beizutreten.

Die Brennanlage besteht aus einem mit Holz befeuerten Kupferkessel, über ein langes Rohr mit einer wassergefüllten Tonne verbunden, in der der Dampf in einer mehrmals gewendelten Leitung abgekühlt wird. So weit so klar. 2 Dinge kannte ich nicht: in den Kupferkessel kommt vor der Maische Wasser und Stroh, um ein Anbrennen der Maische zu verhindern. Schlau. Und der Deckel des Kupferkessels und die Schraubverbindungen des Rohres werden vor jedem Brenngang mit einem Wasser-/Mehlteig abgedichtet.


Während der 2. Teil der Maische gebrannt wird kommt ein bisserl was von der Glut in eine Blechlavoir, ein Gitter drauf und Fleisch. Mein Gastgeber bedauert kein Adidas-Fleisch (wegen der 3 Streifen) bekommen zu haben, das sei einfach unschlagbar. Mit dem Fleisch werden Okra gegrillt, und eine ziemlich große Menge Zwiebel wird klein geschnitten und kommt in einen Blechtopf mit Deckel. Fertiges Fleisch und Gemüse kommt in diesen Topf, der, sobald der Griller leer ist, auf diesen gestellt und immer wieder kräftig geschüttelt wird. Fleisch, Zwiebel, Salz, Kümmel, Okra - das Ergebnis ist unglaublich gut. Dazu gibts Uhudler, jetzt sind meine Vorräte erschöpft. Große Freude bei den Gastgebern über den Geschmack und Geruch des Uhudlers - die Dame des Hauses hat eine rumänische Großmutter, und in Rumänien dürfte der Wein aus Selbstträgersorten weit verbreitet sein.


Immer wieder wird Durchfluss und Stärke des Destilats kontrolliert, und das Feuer angepasst. Der 2. Brenndurchgang geht sich in einem Kessel aus, und ist sehr spannend, da mittlerweile heftige Blitze und Donner zu sehen/hören sind. Es regnet auch immer wieder kurz aber heftig, der blaue Kübel mit dem Endprodukt wird mit einem Regenschirm beschützt. Schon die Zwischenprodukte wurden verkostet, aber was da nach dem ganz hochprozentigen Teil mit 50% aus dem kleinen Kupferrohr kommt ist unbeschreiblich. Schmeckt wie wenn man in so eine kleine Marille beißen würde, kein bisserl scharf, erst im Magen spürt man, dass es doch Schnaps war, den man getrunken hat. Der Schnaps wird schwächer, es werden 10l werden, die Vorfreude ist riesig.


Und dann die Katastrophe: der Regen hat den Boden um die Brennanlage aufgeweicht, Sekunden (wirklich wahr!) bevor der blaue Kübel von der Anlage entfernt werden soll stürzt diese in sich zusammen und der größte Teil des Rakija versickert in der Erde! Stumm stehen wir da. Schreien? Weinen? Hysterisch lachen? Die Erde essen? Aus, vorbei! Die Anlage ist auch ein bisserl beleidigt, ca. 1/2 Liter kann aus dem Kübel geborgen werden - da verkosten wir ein bisserl was - unglaublich das alles. Niemand traut sich zu sagen, wie gut der Schnaps geworden ist.

Samstag, 23. Juli 2011

Noch immer in Kladovo (Кладово)

Das Wetter hier ist abwechslungsreicher geworden. Ausser den kurzen heftigen Gewittern habe ich auch schon einen heftigen Wolkenbruch erlebt, der eine ziemlich Abkühlung eingeleitet hat - es hat jetzt keine 30° mehr. Diese Wettereignisse und der immer wieder heftige Wind locken mich nicht auf die Donau. Beim Wind handelt es sich übrigens nicht immer um Koschowa, dieser bläst vornehmlich im Winter und immer aus Osten. Womit wir jetzt konfrontiert sind ist ein Gornjak (="von oben") - wieder vom Osten ausgelöst, wo hohe Luftströmungen auf die Berge des Eisernen Tors treffen, die Richtung ändern, beschleunigt werden und scharf "von oben" daherblasen. Wildes Mikroklima in diesem Gebiet, die Wellen die auf der hier ca. 1,5km breiten und im Schnitt 5.500 m³/sec (Wien: ca. 1.800 m³/sec) befördernden Donau entstehen, können sehr beeindruckend/-ängstigend sein.


Woher ich das alles weiß? Von Stevan Stanojlovic, einem Tourismusexperten und sehr gebildetem Mann, der mit seiner Frau das Café Natura direkt am Donauufer betreibt. Ich habe kein Wissensgebiet gefunden, in dem er nicht bewandert ist. Er erzählt mir viel über den Fischfang in dieser Gegend, vor dem Kraftwerksbau hat er hier 250kg schwere Hausen gefangen. Ein sehr angenehmer Ort, das Café, frequentiert von unterschiedlichsten Menschen, von denen ich viele kennenlernen darf, und viel über die Situation in Serbien jetzt, in den Jahren des Krieges und davor erfahre.


Das Natura war immer ein Platz für Freigeister, vor allem in den Zeiten der Regierung Slobodan Miloševićs war das Natura als "Nest" von der Staatsmacht nicht gerne gesehen. Dort kehre ich jeden Abend ein. Stevan ist mehrsprachig, stellt mich immer wieder anderen Menschen vor, die Unterhaltungen werden immer in der Sprache geführt, die alle am Tisch halbwegs verstehen. Viele angenehme Diskussionen entstehen, beeindruckend ist die Vielzahl an Meinungen. Ich bekomme einen guten Einblick in die vielen politischen Strömungen Serbiens. Gegenüber des Natura wird in einer rumänischen Werft ein großes Seeschiff gebaut.


Stevan lädt mich zu einen Ausflug per Auto zu den Resten der Trajansbrücke ein. Ein unglaubliches Bauwerk für diese Zeit (wurde zwischen 103 und 105 n.Chr. erbaut). Diese Brücke hatte eine Spannweite von ca. 1,2km und war für ein Jahrtausend die größte Brücke der Welt. Auf der rumänischen Seite steht noch ein Brückenpfeiler und auch unter dem Wasserspiegel sind noch viele Teile der Brücke erhalten.


Von diesem Platz aus ist eine Donauinsel zu sehen: Șimian. Wir fahren in eine Freizeiteinrichtung des Kraftwerks Đerdap um eine bessere Aussicht auf Șimian zu haben, viel ist trotzdem nicht zu erkennen. Hier wurden Teile der versunkenen Insel Ada Kaleh wiederaufgebaut.


Ada Kaleh ist mir zum ersten mal in einem alten Donaureiseführer der DDSG untergekommen. Es war eines der Highlights jeder Donaukreuzfahrt - ein Stück Orient, weit in den Westen gerückt. Ein beliebtes Ausflugsziel in eine andere Welt. Beim Kraftwerksbau im Eisernen Tor wurde die Insel überschwemmt, sie liegt jetzt am Grund des Stausees bei Orșova. Die Wiederaufbaupläne dürften eingeschlafen sein. Es gibt keinerlei Tourismus auf/zur Insel Șimian, weder von rumänischer (Șimian ist rumänisches Staatsgebiet, so wie Ada Kaleh es seit 1923 war) noch von serbischer Seite. Die ehemalige Bevölkerung von Ada Kaleh ist, nach der Überschwemmung, zum größten Teil in die Türkei übersiedelt.


Seit gestern findet das Etno festival statt. Viele Standeln, die lokale Köstlichkeiten wie Schnaps und Honig feilbieten. Die Limonaden in den bizarrsten Farben muss ich alle kosten. Unter Tags gehört die große Bühne vor dem gerade noch rechtzeitig fertig gewordenen Kreisverkehr incl. Springbrunnen im Stadtzentrum Volkstanz- und -musikgruppen. Sehr ansprechend, wunderschöne Trachten und fetzige Musik, die die Tänzer zeitweise wild herumwirbeln lässt. Gegen Abend wirds poppiger - nicht so meins, ich gehe auf ein paar Špricer ins Natura - ich glaub, ich werd/bin alt.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Begegnungen

Über die Bevölkerung der durchfahrenen Länder habe ich hoffentlich schon ausreichend geschwärmt. Diese Reise wäre niemals so schön, und wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen, wenn mir nicht immer wieder von Einheimischen weitergeholfen worden wäre.

Am Wasser trifft man auch hin und wieder jemanden, gerade am Weg von irgendwoher nach irgendwohin. Mit diesen Menschen verbindet einen sofort etwas, man hat ähnliche Probleme und Bedürfnisse und die gemeinsame Liebe zum Leben mit und auf dem Wasser. Erfahrungen werden ausgetauscht, Tipps gerne weitergegeben.

"Normalen" Touristen bin ich relativ selten begegnet. Der Badeurlaub an der Donau dürfte noch nicht zu den Topreisezielen für die Begüterten zählen. Allen Menschen, die per Bahn oder Auto unterwegs waren hatten 2 Dinge gemeinsam: sie waren unterwegs, hatten mehrere Reiseziele. Und sie waren begeistert von Serbien und den Menschen hier. Begegnet bin ich zB 3 jungen Norwegern, per Interrail unterwegs durch Südosteuropa. Weil: überall anders (an den Küsten des Mittelmeers, usw.) sind Norweger, und denen und deren Urlaubsgehabe wollten sie ausweichen. Gute Idee, und gelungen. Oder ein holländisches Paar, unterwegs per Auto gen Süden, ziemlich genau 90° zu meiner Route, und getroffen haben wir uns im "Nirgendwo": Brza Palanka, wo wir ein sehr angenehmes gemeinsames Frühstück hatten.

Auch Radfahrer, die die Donau entlang fahren sieht man immer wieder. Nicht zu vergleichen mit den durchorganisierten Massen, die sich über den österreichischen Donauradweg wälzen - wesentlich abenteuerlicher. Mit einem Schweizer und einem Engländer tratsche ich ein bisserl. Sie machen mir wieder Guster auf diese Form des Reisens - nur: die machen wirklich Meter, mit meinem: wo's schön ist bleib ich - Ansatz würde ich maximal bis Orth/Donau radeln, und das mach ich eh ab und zu.

Und dann die ganz Bewundernswerten: die Geher. Einen Franzosen treffe ich 2x. Dominique de Cubber ist zu Fuß von seinem Heimatort nach Jerusalem unterwegs, wird streckenweise von seiner Frau, anderen Familienmitgliedern und Freunden begleitet, ist schon 3 Monate unterwegs und hat noch ca. 4 Monate vor sich. Wie er durch Syrien kommen wird macht ihm schon einiges Kopfzerbrechen.

Beim Googlen finde ich zufällig den Blog von Beatrix und Florian. Sie sind mit dem Zug zur Donauquelle gefahren, und von dort bis zum Stromkilometer 0 in Sulina zu Fuß unterwegs. 2888km. Ihrem Blog entnehme ich, dass sie gerade ganz in der Nähe sind, ich maile sie an und wir vereinbaren ein Treffen, Kladovo ist ihr nächstes Etappenziel. Nach dem Treffen gibts noch ein Abendessen und einen Schlummertrunk. Die beiden sind wirklich gut drauf! Eine große Freude sie kennenlernen zu dürfen.

Dienstag, 19. Juli 2011

Wieder in Kladovo (Кладово)

und diesmal mag ich ein bisserl länger bleiben. Die Herfahrt war wieder ziemlich windig, aber bei weitem nicht so bedrohlich wie bergab. Ich bekomme ein Zimmer im Hotel Djerdap, die Rezeptionistin bedauert, dass dieses über keine Klimaanlage verfügt. Naja wird schon gehen, denk ich mir, noch gut durchgekühlt von der Herfahrt. Das Hotel ist ein repräsentativer Kasten aus den 70ern, viel Beton, dunkelbraun, orange. Sehr schön, nur: das Ding heizt sich in der Gluthitze auf, dass eine Freud ist, und gibt auch in der Nacht nix von der gespeicherten Wärme ab. Hat auch Vorteile: ich hätt sonst nix vom schönen Sonnenaufgang hinter Drobeta Turnu Severin mitbekommen, wenn ich nicht schon um 04:00 verschwitzt und munter vorm Fenster gelegen wär.


Eine vermeintliche Verbesserung des Klimas, ein kurzes Gewitter am Vormittag, macht alles noch schlimmer - zur Hitze kommt jetzt eine Luftfeuchtigkeit, dass selbst Abkühlungen in der Donau nur während das Aufenthalts im Strom erfrischend sind. Immer wieder am schönen Stadtstrand von Kladovo schwimmen, kalte Literflaschen Mineralwasser auf einen Sitz austrinken und ansonsten wenig bewegen ist angesagt, das kann ich gut.


Das Wochenende über finden mehrere Hochzeiten im Hotel statt. Riesiger Aufwand, schön anzusehen, besonders die Blasmusikkapellen habens mir angetan. Am Montag bekomme ich ein anderes Zimmer. Im 7. Stock mit großem, bis zum Boden reichenden Fenster in Richtung des Kraftwerks und der Berge des Eisernen Tors. Klimatisiert. Da bekommen's mich nicht so schnell raus.


Und am Wochenende ist das Etno Festival mit Jelena Tomašević, Crvena Jabuka, Slavica Ćukteraš und Yu Grupa. Früheste Weiterfahrt: Montag. Keine Ahnung warum ich mich in diesem Stadterl mit gerade einmal 10.000 Einwohnern so wohl fühle. Vielleicht sollte ich nach Gänserndorf ziehen, das ist ca. gleich groß.