Donnerstag, 28. Juli 2011

Wieder in Golubac (Голубац)

Schwer ist der Abschied von Kladovo gefallen. Sogar im Hotel Đerdap wurde nachgefragt, ob ich meinen Aufenthalt nicht doch noch ein letztes mal verlängern mag (hab ich 3x getan). Mit Stevan habe ich noch eine Art Privatmuseum im Nachbarort Kladušnica besucht.


Ein begnadeter Sammler und Poet - Mihaila Vasiljevića - hat viele Dinge des täglichen Gebrauchs zusammengetragen und stellt diese in seinem Haus und im Garten aus. Er ist leider nicht anwesend, Stevan weiß aber wo der Schlüssel zum Haus ist, führt mich herum, und zeigt mir alte Haken, mit denen früher Hausen gefangen und an Land gebracht wurden - eine blutige G'schicht.


Auch die Rakija-Abteilung des Museums wird "besichtigt" - lauter verschiedene Rakijas aus der Umgebung - ein Museum für alle Sinne.


Zum Abschiedskaffee im Café Natura bekomme ich von Stevan noch eine Flasche Rakija geschenkt. Stevan mag in Zukunft auch Fisch im Natura anbieten. Ob ich da nicht 1x den Direktbus Wien - Kladovo - Wien benutzen werde, um vorzüglich zu Abend zu essen und Freunde zu treffen?

Die Donau ist ziemlich ruppig bei der Fahrt zum Kraftwerk Đerdap I, das Tor ist zwar offen, das Signallicht aber rot. Um 12:00 verhefte ich an einem serbischen Boot mit 2 netten Pärchen aus Belgrad in meinem Alter, auf Urlaub in der Gegend rund ums Eiserne Tor. Ihr Kabinenboot hat einen großen schattigen Bereich, wo ich die Wartezeit bis zur Schleusung verbringen darf. Sie warten schon eine Stunde, haben bei der Schleuse angerufen und die Auskunft erhalten, dass sie warten sollen, es sei nicht abzusehen, wann geschleust wird. Um 13:30 rufen sie nochmals an - ca. um 15:00 wird ein Schiff kommen - naja, die Warterei ist zwar recht kurzweilig, die Belgrader sprechen sehr gut Englisch, und ich darf sehr guten Trebernen kosten, aber: bis Golubac sinds noch 100km, und um 20:00 geht die Sonne unter, hier im Osten.


Ziemlich pünklich um 15:00 kommt die STEAUA DELTEI, mit der wir schleusen dürfen. Wieder in 2 Stufen rauf, es ist 17:00 als ich in eine ziemlich aufgewühlte Donau entlassen werde. Diese Gischtigkeit habe ich schon bei der Talfahrt erlebt, ausserdem mag ich die STEAUA DELTEI überholen, was sich als schwierige und nasse Angelegenheit entpuppt. Sie gibt scheinbar allen Stoff, den sie hat, wahrscheinlich sollen ihre Passagiere das Eiserne Tor noch bei Tageslicht sehen. Kein angenehmes fahren, mit 30km/h über schaumgekrönte kleine Wellen brettern. Wirklich schade, diese Gegend hätte viel Zeit verdient.

Nach dem Eisernen Tor wirds wieder entspannter, kaum Wellen, und die Wälder und Felswände an den Ufern sind wunderschön im Abendlicht. In der letzten Flussenge knapp unterhalb der Ruine Golubac wird es/mir ganz anders. Schlagartig ist ein Großteil des Lichts und alle Farben weg. Ich bewege mich wie durch einen schlecht ausgeleuchteten Schwarzweißfilm vorbei an hohen, jetzt nicht mehr freundlich aussehenden, sehr eng beinanderstehenden Felswänden. Zusätzlich bläst mir hier ein wirklich eisiger Wind entgegen, der seltsame Muster auf die fast schwarze Donau zeichnet. Sehr entrisch das ganze. Irgendwann bin ich durch, und der Golubacer Stausee breitet sich blutrot vor mir aus. Die Ruine, an der ich vorbeifahre, würde ich bei dieser Stimmung auch nicht besuchen. Ich fahre sogar ein bisserl einen Bogen, um ihr nicht zu nahe zu kommen.

Ich bekomme wieder ein Zimmer mit Blick auf den See, ein Fischsupperl noch, und kaum hab ich mich hingelegt schlaf ich schon. Meeresfeeling beim Aufwachen. Nicht nur die 7km zum anderen Ufer, auch die lautstarke Brandung (sagt man so bei einem Fluss?) lassen mich nicht glauben, dass ich auf der Donau unterwegs bin. Werma schaun, wie die 130km nach Belgrad morgen werden...


Golubac ist wie ausgewechselt - viele Menschen sind unterwegs, von verschlafen keine Spur mehr, schon beim gestrigen Fischsuppenessen ist mir diese Veränderung aufgefallen - das Lokal, in dem ich auf der Talfahrt manchmal der einzige Gast war, ist bumvoll. Eine Erklärung dafür bekomme ich am Vormitag im Café. Gleich komme ich mit 2 Menschen ins Gespräch: echte Wiener aus Währing und Simmering - ca. 80% der Bevölkerung arbeitet im Ausland, die meisten davon in Wien. Jetzt ist Heimaturlaubzeit.

1 Kommentar:

  1. wow, direktbus wien - kladovo - wien?! wir kommen mit!
    grüße von den doanuwanderern grade in belene eingetroffen

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