Montag, 25. Juli 2011

Pакија brennen in Kladovo

Mit einem Menschen, den ich im Café Natura kennenlernen durfte verbindet mich besonders viel. Er ist Schweißer von Beruf, kommt eigentlich aus der Gegend von Novi Sad, hat in vielen Werften entlang der Donau gearbeitet, bis er hier in Kladovo seine jetzige Frau ("Er wollte mir ein Schiff bauen, und ein Sohn ist's geworden") kennengelernt hat. Er spricht ausgezeichnet Englisch und mit ihm versumpere ich ein paar mal im Natura bei sehr gutem Зајечарско-Bier und Gesprächen über Schiffe, Boote, Politik, Essen, Trinken und den ganzen Rest. Für den Sonntag Nachmittag lädt er mich in sein Haus ein, dass seine Familie erst seit ein paar Monaten bewohnt. Er wird an diesem Tag Pакија (Schnaps) brennen.


Ich lerne seine Frau und seinen aufgeweckten Sohn kennen - sehr nett, kann nicht anders sein. Das Haus ist groß, hat einen schönen Garten dahinter und liegt sehr gut in Kladovo. Er hat es im Moment noch gemietet, überlegt aber es zu kaufen, viel ist zu tun, es war ein paar Jahre unbewohnt, und auch der vorige Mieter hat sich nicht wirklich um die Substanz und den Garten gekümmert. Im Garten steht ein alter Marillenbaum, und die Freude der neuen Mieter war groß, als dieser Früchte trug. Eine dieser alten, kleinen, sehr süßen Sorten - optimal für Rakija. Er hat die Früchte verlesen, entkernt und eine Maische angesetzt, die vielversprechend duftet.


Was in Österreich ein schweres Vergehen wäre ist hier normal. Jeder, der über Früchte und die Möglichkeit zum Brennen verfügt, brennt. Legal. Die besten Schnäpse auf meiner Reise wurden immer aus unetikettierten Flaschen ausgeschenkt. Viele Serben befürchten, dass bei einem EU-Beitritt Serbiens dieses Grundrecht fallen würde. Für die meisten wäre das ein Grund eben nicht der EU beizutreten.

Die Brennanlage besteht aus einem mit Holz befeuerten Kupferkessel, über ein langes Rohr mit einer wassergefüllten Tonne verbunden, in der der Dampf in einer mehrmals gewendelten Leitung abgekühlt wird. So weit so klar. 2 Dinge kannte ich nicht: in den Kupferkessel kommt vor der Maische Wasser und Stroh, um ein Anbrennen der Maische zu verhindern. Schlau. Und der Deckel des Kupferkessels und die Schraubverbindungen des Rohres werden vor jedem Brenngang mit einem Wasser-/Mehlteig abgedichtet.


Während der 2. Teil der Maische gebrannt wird kommt ein bisserl was von der Glut in eine Blechlavoir, ein Gitter drauf und Fleisch. Mein Gastgeber bedauert kein Adidas-Fleisch (wegen der 3 Streifen) bekommen zu haben, das sei einfach unschlagbar. Mit dem Fleisch werden Okra gegrillt, und eine ziemlich große Menge Zwiebel wird klein geschnitten und kommt in einen Blechtopf mit Deckel. Fertiges Fleisch und Gemüse kommt in diesen Topf, der, sobald der Griller leer ist, auf diesen gestellt und immer wieder kräftig geschüttelt wird. Fleisch, Zwiebel, Salz, Kümmel, Okra - das Ergebnis ist unglaublich gut. Dazu gibts Uhudler, jetzt sind meine Vorräte erschöpft. Große Freude bei den Gastgebern über den Geschmack und Geruch des Uhudlers - die Dame des Hauses hat eine rumänische Großmutter, und in Rumänien dürfte der Wein aus Selbstträgersorten weit verbreitet sein.


Immer wieder wird Durchfluss und Stärke des Destilats kontrolliert, und das Feuer angepasst. Der 2. Brenndurchgang geht sich in einem Kessel aus, und ist sehr spannend, da mittlerweile heftige Blitze und Donner zu sehen/hören sind. Es regnet auch immer wieder kurz aber heftig, der blaue Kübel mit dem Endprodukt wird mit einem Regenschirm beschützt. Schon die Zwischenprodukte wurden verkostet, aber was da nach dem ganz hochprozentigen Teil mit 50% aus dem kleinen Kupferrohr kommt ist unbeschreiblich. Schmeckt wie wenn man in so eine kleine Marille beißen würde, kein bisserl scharf, erst im Magen spürt man, dass es doch Schnaps war, den man getrunken hat. Der Schnaps wird schwächer, es werden 10l werden, die Vorfreude ist riesig.


Und dann die Katastrophe: der Regen hat den Boden um die Brennanlage aufgeweicht, Sekunden (wirklich wahr!) bevor der blaue Kübel von der Anlage entfernt werden soll stürzt diese in sich zusammen und der größte Teil des Rakija versickert in der Erde! Stumm stehen wir da. Schreien? Weinen? Hysterisch lachen? Die Erde essen? Aus, vorbei! Die Anlage ist auch ein bisserl beleidigt, ca. 1/2 Liter kann aus dem Kübel geborgen werden - da verkosten wir ein bisserl was - unglaublich das alles. Niemand traut sich zu sagen, wie gut der Schnaps geworden ist.

3 Kommentare:

  1. Um Himmels Willen! Was für eine Katastrophe! Der gute Schnaps versickert in die Erde! Entsetzlich! Ein Wunder, daß sich keiner von euch entleibt hat.
    Aber auch solche Vorkommnisse muss man verkraften.
    Hang Loose......Charly:)

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  2. Bei dem schweren Leben das wir in Bulgarien haben, würden wir auch manchmal gerne zum Schnaps greifen! Lass uns Serbien schön grüßen.
    Die Donauwanderer

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  3. Marko is depressed, he has not removed the machinery from the yard! I asked him if he wants to try again with another round of fruit, but he said: "No! I am just too depressed to move that thing!" I even got the chance to smell the bottle and I nealy collapsed :) Greetings from Kladovo. Keep up the good work!
    Dejan (the guy who is worried about the EU laws)

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