Mein Plan war, gestern in Bulgarien zu sein - naja. Früh aufgestanden, Frühstück um 06:30 mit Familie Rajčić, es gibt türkischen Kaffee, Zigaretten und Fernsehen mit Bildern von fürchterlichen Autounfällen. Ein traumhaftes Tagerl kündigt sich an, strahlender Blauhimmel, nur die Bäume wackeln ein bisserl – Koschowa? Das Benzin bunkern wird per Taxi erledigt, draußen auf der Donau merke ich, dass das ein eher ungemütlicher Tag werden könnte – viele Schaumkrönchen am Wasser, der Wind kommt von oben – gut, man hoppelt über die Wellen, bleibt aber halbwegs trocken.
Da die Donau eine Richtungsänderung macht, und der Wind vermehrt von der Seite kommt ziehe ich das Regeng'wand an. Nach der Biegung wird’s resch. Keine Schaumkrönchen mehr, sondern 1 - 1 1/2 Meter hohe Wogen, die steil und schnell hintereinander über mich hereinbrechen. Dafür ist die Luzilla nicht gebaut! Schnell füllt sie sich mit Wasser, schneller als die Bilgepumpen pumpen können, und auch der vordere Stauraum füllt sich. Da sind leichtere Dinge verstaut, die, um trocken zu bleiben, in Plastikwannen aufbewahrt sind. Diese Plastikwannen schwimmen jetzt auf und drücken den Deckel des Stauraums auf, was die Situation nicht verbessert. Schnell ans Ufer, das rumänische ist näher, ich lege dort illegal an, ich glaube, in Seenot darf man das. Das Ufer ist flach und steinig, passt, ich binde die Luzilla an einem Stein an, setze mich auf diesen und mache einen intensiven, nikotinhaltigen Durchschnaufer. Hier am Ufer ist das Wasser ruhig, ich räume alles aus.
Nachdem alles ausgeschöpft/-pumpt, trockengelegt und wieder verstaut ist, setze ich die Fahrt fort. Ich bleibe nah am Ufer und tuckere mit 10 km/h dahin – das geht. Weitere Versuche weiter draußen und schneller zu fahren gebe ich schnell auf, die Donau mag uns heute nicht. Eigentlich könnte ich die 10 km/h auch spritsparend mit meinem kleinen Hilfsmotor bewältigen – gute Idee, auf der Höhe eines Sandstrandes, an dem ich schön anlegen kann versuche ich den Motorwechsel – der kleine Motor springt nicht an! Super Notfallmotor! Während meinen Versuchen wurde ich an den Sandstrand getrieben. Was ich übersehen habe ist der Unterwasserdschungel vor dem Sandstrand. Super Situation: starker Wind, der die Luzilla, nachdem ich sie rausgetaucht habe und in Betrieb nehmen mag sehr schnell wieder ans Ufer treibt, und Wasserpflanzen, die den Motor binnen Sekunden zum Stillstand bringen. Ich brauche einige Zeit, um die Luzilla mittels Ruder soweit in den Strom zu bringen, dass sich der Motor unter Vollgas zur Mithilfe bewegen lässt – draußen im Strom befreie ich ihn bei heftigen Wellen von den ganzen Wasserpflanzen – das ist wirklich mein Tag heute.
Die Fahrt nah am Ufer wird streckenweise auch sehr ungut und gischtig – ich hab genug und fahre in die geschützte Bucht von Brza Palanka. Wurscht, und wenn es dort nix zu essen und keinen Schlafplatz gibt, weiter fahr ich heute sicher nimmer. Ich finde einen passablen Platz zum Verheften, es gibt einen Campingplatz mit Restaurant, das hat sogar ein paar Zimmer und eins für mich. Brza Palanka – das Paradies. Der kleine Motor springt auch auf Anhieb an, nachdem ich ein bisserl beim Zündkerzenschuh herumgefudelt habe.
Neben dem Restaurant baut gerade jemand ein neues Boot; schaut seltsam aus, mit seinem weit nach oben zeigenden Bug – ich weiß jetzt, warum man hier so baut.
Und da sitz ich seit gestern und weiß nicht recht, wie weiter? Einen ziemlichen Muskelkater von der gestrigen Ruderei hab ich; der Wind bläst unvermindert, der Kellner meint, das geht jetzt seit 10 Tagen so – was tun? Hier eine Arbeit suchen? Als Außenbordmotorspezialist? Wildwasserfahrten auf der Donau anbieten? Abwarten und Bier trinken? Werma schaun.
> was tun? Hier eine Arbeit suchen?
AntwortenLöschen> Als Außenbordmotorspezialist?
> Wildwasserfahrten auf der Donau anbieten?
harhar!
den humor hat's dir wenigstens noch nicht weggespült!
guten (keinen?) wind und glatten fluss wünsch ich!