Dienstag, 28. Juni 2011

Erstes newtonsches Gesetz

„Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Translation, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.“ Und recht hat er, der Newton. Da ist man in gleichförmiger Bewegung, bootfahren - schlafen - Aufenthaltsort anschaun - schlafen - bootfahren - ..., und schon kommt ein äußerer Einfluss und zwingt uns von der gleichförmigen Translation zur Ruhe.


Der äußere Einfluss kommt in Form der schönen Stadt Belgrad daher - eine Wasserstadt, unerwartet für mich, ich kannte es bis jetzt nur als glühend heissen Ort, den man in den 80ern in glühend heißen Zügen auf der Reise nach Griechenland durchfahren hat.


Diese Stadt hat mehr als 2x schlafen verdient, grün, entspannt, wilder städtebaulicher Mix und die Luzilla hat hier wirklich Sinn, sie ist ein perfektes Transportmittel zu den schönsten Lokalen an der Save.


Die Martina hat schon einen äußeren Einfluss, der sie wieder aus der Ruhe in die gleichförmige Bewegung zwingt, sie muss nächste Woche wieder arbeiten und fährt von hier mit dem Schlafwagen nach Wien. Was mir den Kick zum Weiterfahren geben wird? Man weiss es noch nicht.

Sonntag, 26. Juni 2011

Stromkilometer 1170 RU Belgrad (Београд)

Alles ein bisserl mühsam heute, das Aufstehen, das Packen, das Benzin bunkern (Tankstelle ca. 1km entfernt) - selber schuld. Der Himmel ist bedeckt, es geht ziemlicher Wind, optimistisch ziehen wir kein Regeng'wand an - schlecht, gleich nach der Ausfahrt aus dem Winterhafen: wieder eng, wieder ein Schubschiff ohne etwas zu schieben - Platsch! Eher frostig die Fahrt, die Wolkendecke geht nicht weg, ist manchmal bedrohlich dunkel, aber Regen bleibt uns erspart.


Landschaftlich hat die Strecke einiges zu bieten. Die Donau ist jetzt schon wirklich sehr breit (1km schätze ich) und rechts ist ein, nur selten unterbrochenes, sehr imposantes Steilufer.


In Belgrad fahren wir ein Stück die Save bergauf. Viele schwimmende Lokale, Clubs, Cafés am Wasser, viele Anlegemöglichkeiten. Überall wo wir fragen, könnten wir uns verheften, nur mit Zimmern schauts schlecht aus - Hotel oder Pension in der Nähe: leider nicht. Wir fahren wieder zurück zur Donau, kurz vor der Mündung fahren wir links um die Große Kriegsinsel herum. Marinas auch hier, und diesmal hat ein Hafenmeister einen guten Tipp - es gibt ein schwimmendes Hostel gleich in der Nähe! Das steuern wir an, sie haben ein Zimmer frei, und die Luzilla darf vor der Terrasse hängen. Ein Traum - ArkaBarka, wird wieder 1x nicht leicht, das Weiterfahren.

Samstag, 25. Juni 2011

Ein Tag in Novi Sad (Нови Сад)

Gleich nach dem Winterhafen ist der Novi Sad Štrand. Viele Lokale (an Gastgärten mit Hollywoodschaukeln kann man mit der Martina nicht vorbeigehen), entspanntes Strandleben und als Höhepunkt eine Blasmusikkapelle auf Promotion-Tour für eine serbische Urlaubsregion. Eine dieser Bands, die wie um die Wette spielt - fahrt unglaublich!


Ein Stückerl weiter auf der Donaupromenade und dann ins Zentrum - Samstagabend, viel los. Abendessen im Fish & Zelenis: mediteran, Meeresfischspieß auf gegrilltem Gemüse mit ausgezeichnetem Olivenöl dazu. Super Wein und noch besserer Quittenschnaps danach, sehr beschwingt gehen wir das Nachtleben an.


Sehr hohe Lokaldichte, Freiluftkinos, es wurlt. Alle Lokale kann man sich nicht anschaun, aber probieren sollte man es wenigstens, und überall muss ein Špricer getrunken werden.


Irgendwann per Taxi zurück ins Hotel - war ein bisserl z'viel vom Wein und Schnaps - keine besonders gute Idee vor einem Bootfahrtag.

Freitag, 24. Juni 2011

Stromkilometer 1258 LU Novi Sad (Нови Сад)

Routine: Frühstück, packen, Boot einräumen, Benzin bunkern, Abfahrt. Angenehmer Bootfahrtag, nicht mehr so heiß, wenig Wind, spiegelglatte Donau. Der Fluß ändert oft seine Richtung, Prinzipiell fahren wir erst gen Süden, später (mit weniger "Kurven") gen Osten. "Apatin - Novi Sad, das können maximal 80km sein" haben uns alle gesagt - wir wissen es besser: es sind 144 Stromkilometer und die Seitenänderungen des schiffbaren Bereichs in jeder Schlinge (Die Fahrtrinne ist immer am Prallufer des Stroms, man muss die Bögen also schön ausfahren) erhöhen die zurückgelegte Strecke zusätzlich. Das rechte Ufer ist die erste Hälfte der Strecke kroatisch. Man gleitet an der Draumündung (wo man nach 20km Bergfahrt Osijek erreichen würde) und an Vukovar vorbei - die kroatische Seite heben wir uns für die Rückfahrt auf.


Beide Ufer sind sehr belebt: Wochendhäuser, Badestrände, Angler und Camper lockern den Wald am Ufersaum immer wieder auf.


So reizvoll diese Bäume, Sträucher und Tiere am Rand der Donau auch sind: man freut sich doch, als kurz nach dem kroatischen Teil der Donau plötzlich wieder Hügel auftauchen.


Die Fruška Gora auf der rechten Donauseite. Hat schon was, nicht nur Himmel und Wolken über den Baumwipfeln zu sehen. In Novi Sad angekommen beginnt es zu schütten. Wir wollen den Regen und das Erscheinen des Hafenmeisters im Yachtclub abwarten, beides nicht erfolgreich. Egal - mit dem Taxi ins empfohlene Hotel, wieder zurück an die Donau um einen gegrillten Wels zu schmausen und wieder ins Hotel. Novi Sad schauen wir uns morgen an.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Ein Tag in Apatin (Апатин)

Frühstück auf der Terrasse des Marinarestaurants. Ein sehr heisser Tag - unter den Sonnenschirmen ists schattig. Nach dem Frühstück Saft g'spritzt gefolgt von ein paar Jelen Pivo - Mittagsschlaferl! Noch ein bisserl in der Innenstadt flanieren, sehr schön gestaltetes Zentrum, viel Grün. Um 18:00 sind wir bei Familie Barac auf deren Bootshaus eingeladen. Wieder sind viele Freunde da, man kühlt sich von Zeit zu Zeit durch einen Sprung in das saubere Wasser des Winterhafens ab.


Es wird gekocht. Was? рибљи паприкаш - Fischsuppe! Traumhaft! Der Kopf eines Tolstolob, Karpfenstücke, Pfefferoni und viel Paprika ergeben die bisher beste Fischsuppe der Reise. Wird hier mit Nudeln gegessen, ein Treberner davor und Jelen Pivo dazu. Ich tu mir schwer diesen Nachmittag zu beschreiben, so überwältigend ist alles.


Nach dem Essen zeigt uns das Ehepaar Barac noch eine große Therme ein Stückerl außerhalb von Apatin, sehr weitläufiges Gelände, daneben wird grad ein neues Wellness-Center errichtet - es wär der Stadt zu wünschen, dass diese Einrichtungen gut besucht werden. Heute ist nicht viel los, deshalb fahren wir ins Zlatna Kruna um diesen Tag ausklingen zu lassen. Beeindruckendes Wetterleuchten über der Donau und viele große Bäume die vorbeitreiben - irgendwo weiter oben muss es ein ziemliches Unwetter gegeben haben. Djordje Barac verbietet mir, die Rechnung im Zlatna Kruna zu übernehmen, die Verabschiedung ist herzlich, wie wenn wir uns seit Jahren kennen würden. Voraussichtlich sehen wir uns wieder im August - пуно, пуно Хвала Familie Barac!

Mittwoch, 22. Juni 2011

Stromkilometer 1402 LU Apatin (Апатин)

Raus aus der EU! Gar nicht so leicht. Herzliche Verabschiedung vom Hafenmeister Stefan, frisches Obst am Markt einkaufen, 60l Benzin bunkern - los gehts. Das neue Grenzgebäude in Mohács auf der rechten Uferseite ist nicht zu übersehen, dort müssen wir ausklarieren. 4 Behörden sind an unserer Ausreise interessiert: Polizei, Zoll, Wasserschutzpolizei und die Amtsärztin. Befindet sich alles auf einem Gang im großen Gebäude, viele Formulare sind auszufüllen, auf einem kleinen Zettel wird mitprotokolliert, wann man welche Station absolviert hat. Dauert ca. 1 Stunde und ist recht kurzweilig, die Amtsärztin ist überrascht, was für einen großen Schiffsstempel ein so kleines Boot hat. Ich bin ein bisserl enttäuscht, dass ich keinerlei Beleg für meinen absolvierten Behördenhindernislauf bekomme. Das Boot schaut sich niemand an.


Beim Stromkilometer 1433 wird endlich eine neue Gastlandflagge gehisst. Nach Ungarn durchfährt man abwechselnd Kroatien und Serbien, wir wollen in Serbien weiterfahren und ich verhefte in Bezdan am linken Ufer um einzuklarieren. Der sehr freundliche Hafenkapitän erledigt alles für mich, ein Speditionsangestellter kommt zu Hilfe, da er ausgezeichnet Deutsch spricht, und erklärt mir, dass für die Fahrt durch Serbien € 55,-- fällig sind. Das ist ein Gesetz, er hat schon viel Blödsinn darüber im Internet gelesen, verschiedenste Beträge, dass er das als Schmiergeld verlangt, usw. Er gibt mir auch seine Handynummer, falls ich irgendwo in Serbien Probleme habe - sehr netter Kontakt. Er erklärt mir auch dass jede Änderung der Passagiere meines Bootes polizeilich zu melden ist, falls wir mehr oder weniger sind bei der Ausreise werde ich Schwierigkeiten bekommen. Ich entrichte meine Gebühr und der Hafenkapitän gibt mir zu verstehen, dass ich bei der Luzilla warten soll, die Polizei wird mir meine Durchfahrtsgenehmigung und die Pässe bringen und das Boot kontrollieren.


Der Martina, die im Boot gewartet hat war auch nicht fad. Ganz nah kommen ganz wilde Tiere, um sich an diesem sehr heissen Tag in der Donau abzukühlen. Wir warten jetzt auf die Polizei, der Beamte kommt nach einer viertel Stunde, ich gehe ihm entgegen, er drückt mir unsere Pässe und das für den Aufenthalt und die Durchfahrt notwendige Formular in die Hand, die Bootskontrolle aus der Ferne genügt ihm.

Die Fahrt nach Apatin ist wunderschön und heiß. Der Fahrtwind bringt nicht mehr viel Abkühlung, sehr warm bläst er uns entgegen. Vor Apatin ist die Einfahrt in den Winterhafen, dort sollen sich lt. dem sehr hilfreichen Donau-Buch "ein paar Schwimmstege des Anglerclubs "Bucov"" befinden. Der Anglerclub hat ziemlich aufg'haust. Eine sehr große Marina incl. Bootstankstelle, Restaurant und einem Haus mit Mietapartments ist hier entstanden. Genau unseres! Wir fahren ein Stückerl weiter in den Winterhafen, an der Werft vorbei, da hinten ist eine kleine "Siedlung" von schwimmenden Bootshäusern. Schon von der ersten Hütte winkt uns jemand zu, um uns anzubieten, auf einen Schnaps oder Kaffee stehenzubleiben. Gerne, wir sind ziemlich ausgedorrt nach der Fahrt. Eine Familie bittet uns in ihr Refugium, die Mutter spricht ein bisserl Englisch, dem Schnaps können wir ausweichen; Sinalco-Oранжада (Oranžada), Naschereien und ausgezeichneter Kaffee werden kredenzt. So herzlich alles, unglaublich. Bevor wir zur Marina zurückfahren bekommen wir noch den Tipp im Zlatna Kruna Fisch essen zu gehen und eine Einladung für den nächsten Tag um 18:00 beim Bootshaus vorbeizuschaun, dann wird gekocht und die Familie würde sich freuen uns wiederzusehen. Wir sind ganz erschlagen von der Freundlickeit dieser Menschen.

In der Marina kümmert sich Mihail Molnar um uns. Er spricht ausgezeichnet Deutsch, hilft uns beim Gepäcktransport, gibt weitere gute Tipps für den Aufenthalt in Apatin und begleitet uns in unser Apartment mit Blick auf die Marina vom Balkon.


Apatin ist eine kleine Stadt die zu geschätzten 50% aus der Jelen Pivo-Brauerei besteht. Viel Leben auf der Straße, offene Haustüren, eine imposante orthodoxe Kirche mit schöner Donaupromenade davor. Das Abendessen im Zlatna Kruna ist ein furioser Abschluß des Tages. Welsspieß und gegrillter Zander zu Donausonnenuntergang. Und Bier. Muss sein hier.

Dienstag, 21. Juni 2011

Unterwegs

mit dem Zug zurück nach Baja. Wir sind jetzt 2x mit dem Railjet gefahren, Budapest Wien geht kaum anders. Mein Herz hat es nicht gebrochen, das Flaggschiff der ÖBB. 2x Verspätung und den Charme eines Billigfliegers (glaub ich, ich kenn keine Billigflieger, aber so stell ich sie mir vor). Wenn das die Zukunft der Bahn ist, ich glaub, dann geht der ÖBB-Wunsch in Erfüllung, dann stehen sie in Konkurrenz zum Flugverkehr, weil dann überleg ich mir auch wieder zu fliegen (hab ich seit 12 Jahren nimmer getan).


Dann wieder so ein magischer Ort, den ich nicht verlassen mag, diesmal ein serbischer Speisewagen. Von Budapest nach Kiskunhalas fahren wir mit dem EC Prag - Belgrad, 1 Stunde Verspätung ab Budapest, wurscht, wir haben Zeit. Ich suche den Speisewagen auf und bin baff - sehr schöne, plüschige Einrichtung, der Koch schläft, und der Kellner ist auch eher überrascht über meinen Besuch. Er selbst raucht Kette, die ungarische Schaffnerin bleibt bei Ihren Rundgängen auch immer auf ein Zigaretterl stehen, und ich darf auch rauchen. Im Zug! Es gibt Jelen Pivo (aus Apatin, der nächsten Station für die Luzilla und uns). Der Wagen ist gut gefedert aber kaum gedämpft, man steht an der Bar, schaukelt unter einem strahlend blauen Himmel durch die glühende ungarische Tiefebene, gut gekühlt durch die offenen Fenster (offene Fenster! In einem Zug!), trinkt Bier und raucht. Glück!

Montag, 20. Juni 2011

Stromkilometer 1907,5 LU + 6,5km gen Norden

dort, im Marchfeld, liegt Franzensdorf, wo das Elternhaus meines Vaters steht, und wo wir uns heute von ihm verabschiedet haben. In Franzensdorf denkt man nicht an die Donau, von Auwald keine Spur, und Wasser sieht man hauptsächlich wenn die endlosen Getreide- und Gemüsefelder ringsum bewässert werden. Es ist so flach, dass mein Großvater immer gesagt hat: "Wenn einer in der Früh weggeht siehst ihn am Abend noch gehn." Was hat Franzensdorf mit der Donau zu tun? Viel.

Auf der Josephinischen Landesaufnahme aus dem 18. Jhd sieht man ein bisserl weiter nördlich ein Kimmerleinsdorf, von Franzensdorf ist keine Spur. In der Aufnahme von 1873 ist schon Franzensdorf verzeichnet. Was war passiert? Das Marchfeld wurde immer wieder von Donauhochwässern überschwemmt, man lebte damit, und baute kleine Schutzdämme, die meistens ausreichten. Beim Eisstoß am 1.3.1830, der zuvor schon in Wien gewütet, und 74 Menschenleben gefordert hatte, wurde Kimmerleinsdorf quasi über Nacht komplett zerstört. An den ehemaligen Standort der Kirche von Kimmerleinsdorf erinnert heute eine kleine Kapelle, "hintaus" bei Franzensdorf in nördlicher Richtung.


Kaiser Franz I. unterstützte die Neuanlage der Ortschaft großzügig, und ihm zu Ehren bekam das Dorf seinen neuen Namen. Viel mehr zur Katastrophe von 1830 findet sich auf den schön gemachten Seiten der Ortsmusik Franzensdorf.

Sonntag, 19. Juni 2011

Ein Wochenende in Wien

Sehr angenehmer Heurigenabend (Geburtstagsfest eines alten Freundes), FavAC-Platz (naja, 0:1 gegen die Post, aber es geht eh um nix), Tichy-Eis, ein stürmischer Nachmittag auf der Donau mit nettem Besuch.


Nicht nur Donau-Kurier Werner schaut auf ein Tratscherl vorbei, auch Familie Schwan treibt sich ein Zeiterl in der Nähe der Daubel herum. Fescher Nachwuchs.


Eh alles sehr gut, aber: wenn ich nicht alles verstehen würde, was ich da so aufschnapp', wenn ich die Stadt durchfahre, würde ich mich noch wohler fühlen.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Noch 2 Tage in Baja

Die Sugovica, so heißt der Kanal, der die Innenstadt von Baja mit der Donau verbindet, und die Petőfi-sziget umschließt. Es wurde von staatlicher Seite versucht, diesen slawisch klingenden Namen durch den ungarischen Kamarás-Duna zu ersetzen, gelungen ist das nicht.


Baja hat wie viele Städte in Europa, die von verschieden Mächten beherrscht, und von noch mehr Völkern (zB: Bunjewatzen, Serben, Donauschwaben, Juden) besiedelt waren, eine bewegte Vergangenheit. Bemerkenswert ist zB die städtische Verwaltung unter dem Grafen Antal Grassalkovich von 1755: darin wurde bestimmt, dass der richterliche Posten jedes Jahr von einem Staatsbürger anderer Nationalität (ungarisch, deutsch, raizisch = griechisch ortodox serbisch) besetzt werden soll.


Man erfährt viel über die Geschichte der Stadt, und noch viel mehr über das Leben an der Donau, im liebevoll gestalteten Türr István-Museum.


Erkundungen der Sugovica zu Fuß und per Luzilla, das Suchen, Finden und Besuchen von Lokalen, ein weiterer Badeausflug an die Donau (inklusive meiner ersten Polizeikontrolle überhaupt am Wasser),... Baja war ein perfekter Ort für diesen ungeplanten, längeren Aufenthalt.

Dienstag, 14. Juni 2011

Regentag in Baja

Am frühen Nachmittag beginnt es zu schütten wie aus Schaffeln. Ein paar Stunden kommt sicher mehr Wasser vom Himmel als die Donau runter.


Wir wissen jetzt, dass wir am Freitag nach Wien, und am nächsten Dienstag wieder nach Baja zurückfahren werden. Ein Regentag ist ein guter Tag um die Reise genauer weiterzuplanen. Die Martina wird, so alles gut geht, bis zum Eisernen Tor dabei sein; ob ich ans Schwarze Meer komme, steht in den Sternen, vor die sich ein paar dunkle Wolken geschoben haben. Nach dem Regen schauen wir im Hafen vorbei, um zu überprüfen, ob die Bilgepumpen das tun, was sie tun sollen - sie tun, Luzilla ist innen fast trocken. Der Hafenmeister, ein Donauschwabe, erzählt uns, dass es heute so viel geregnet hat, wie die letzten beiden Monate zusammen nicht. Er ist der erste Mensch, der sich positiv über die von mir vorgenommenen Veränderungen am Boot äußert: er ist angetan von den beiden Bilgepumpen und den holzverstärkten Kunstoffscheuerleisten. Der kennt sich wirklich aus mit Booten, denk ich mir voller Stolz.


Am Abend probieren wir ein anderes Lokal auf der donaunahen Seite der Petőfi-sziget aus. Superguter Fisch, guter Wein, während dem Essen geht die Sonne hinter dem Kanal unter und ein paar Reiher fliegen vorbei. Zum niederknien!

Montag, 13. Juni 2011

Pfingsten in Baja

Der Pfingstsonntag ist erwartungsgemäß. Nachdem gestern lange Musik am Hauptplatz gespielt, im Hotel eine große Hochzeit gefeiert wurde, und überhaupt scheinbar alle lange auf waren, liegt das sonnendurchglühte Baja am Vormittag wie ausgestorben da. Keine Menschen, keine Autos, sehr angenehm um durch die Stadt zu spazieren.


Wir gehen auch in den Hafen um die Hafengebühr abzuliefern, da liegen 2 neue Boote, eines mit deutschem, und eines mit Wiener Kennzeichen. Mit dem Wiener Boot, der Mary-Rose, sind 3 witzige Wachauer unterwegs, auch Richtung Schwarzes Meer.


Die haben viel guten Wein eingebunkert - wir nutzen die Infrastruktur der Marina (ein Partyzelt mit Plastiktisch und -sesseln), der Weisse und das Mineral sind gut gekühlt, das Zelt bietet Schatten und ein Lüfterl optimiert die Situation. Ich möchte mich mit einer Flasche Uhudler revanchieren - nur liegt die hochsicher verwahrt im Stauraum der Luzilla, Schlüssel haben wir keine mit. Die gute Martina geht ins Hotel die Schlüssel holen, und kommt ewig nimmer z'rück. Dann kommt sie doch, hat gute Sachen eingekauft (Grammelpogatscherl und salziges Topfengebäck) aber keine Schlüssel, weil nämlich: in unserem Zimmer (genauer gesagt: im Vorzimmer unserer quasi Suite) ist ein Teil der Decke heruntergebrochen. Wir gehen gemeinsam zurück ins Hotel - nix ist passiert: unsere große Tasche und deren Inhalt sind ein bisserl dreckig, der Großteil des Schutts ist schon weggeräumt, wir bekommen ein anderes Zimmer ab dem nächsten Tag zugesichert - passt. Weiter gehts mit Uhudler im Hafen und wir brechen auf zum Abendessen gleich gegenüber auf der Petőfi-sziget.


Ein Künstler, wer eine solche Fischsuppe in großen Kesseln über offenem Feuer zubereitet. Sehr angenehmer Wein dazu und Szódavíz aus Siphonflaschen (wir befinden uns im Ursprungsland meines heißgeliebten Getränks und der dazugehörigen Behälter). Auch der Besitzer des deutschen Bootes (Johannes Tilly) stößt zu uns. Nur die 3 lauten, professionellen Karaokesänger trüben das absolute Glück und treiben uns wieder in den Yachthafen unter das Partyzelt. Johannes spielt Gitarre und Mundharmonika, singt dazu, die Weinvorräte unserer Boote sind unerschöpflich - es wird schon hell als ich endlich ins Hotel zurückfind.

Pfingstmontag gehen wir entspannter an - wir beziehen das neue Zimmer, das noch ein bisserl größer ist, und 3 Fenster Richtung Kanal bietet. Erst am Nachmittag gehen wir zum Boot und fahren die Donau 5km zu Tal, wo es angeblich Badegelegenheiten gibt.


Und was für Badegelegenheiten das sind. Viele Inseln und Sandstrände säumen das Donaufer hier. Viel los (Feiertag), obwohl diese Plätze nur per Boot zu erreichen sind. Auf einer großen Insel fahr ich mit der Luzilla auf so einen Donausandstrand (sowas kann sie gut) - traumhaft!


Die Donau hat eine angenehme Schwimmtemperatur, ganz feiner Donausand am Strand und dahinter Natur pur.


Im Hafen liegt jetzt ein deutsches Segelboot. Ein nettes bayrisches Paar, sie sind seit Kelheim unterwegs, Ziel: Griechenland, und haben noch keine Fischsuppe gegessen. Das kann nicht so bleiben, ab ins Fischrestaurant. In unserer Suppe ist diesmal Wels, und vorher gibts die auf der Reise liebgewonnenen Haltepertő (Welsgrammeln) mit Zwiebel.

Samstag, 11. Juni 2011

Stromkilometer 1478 LU Baja

Die Fahrt ab Dunaföldvár war ca. so wie wir uns Donaufahrten vorstellen, obwohl die Sonne nicht immer durch die Wolken findet.


Wenig Wind, eine ruhige Donau, kein Regeng'wand an, und nicht konzentriert auf Wellen achten müssen - stattdessen die vorbeiziehende Gegend genießen. Falls es in den nächsten Jahren zu einer Kirschbauminvasion an den Donauufern kommt: unsere Schuld, wir essen die ganze Zeit Kirschen und spucken ca. 1000 Kerne in den Fluß.


Erst ab der Mündung des Sido-Kanals (hier könnten wir, glaub ich, zum Plattensee abbiegen) und entlang des Naturschutzgebietes Gemencer Wald wird die Donau wieder ein bisserl rauher - egal, wir wollen heute keine Kilometer mehr machen, schaukeln mit 10-15 km/h Baja entgegen und bleiben trocken.

Um nach Baja zu gelangen folgt man einem Kanal, biegt rechts ab, umrundet eine Insel und steht dann in der Marina direkt im Zentrum. Schon bei der Anfahrt ist klar: das ist schon wieder so ein Platz, wo ich nicht weg mag - diesmal wird mein Wunsch erfüllt, hier bleiben wir zumindest ein paar Tage. Wir verhandeln mit dem Hafenmeister über die Liegegebühr, verheften die Luzilla und beziehen ein wunderschönes Zimmer mit Blick auf den Kanal, gleich ums Eck, im Hotel Duna (wo sonst?). Zum Abendessen gibts zur Abwechslung Welsgulasch. Auch supergut, aber morgen gibts wieder Halászlé, schließlich befinden wir uns in der ungarischen Fischsuppenhauptstadt, wo alljährlich ein riesiges Fischsuppenfest stattfindet.


© http://bajaihalfozofesztival.hu/

Freitag, 10. Juni 2011

Ein Tag in Dunaföldvár

an den ich mich sicher lange erinnern werde.


Nach einem Zeitreisefrühstück: eine Eierspeis für Schwerarbeiter, eine murdsdrum Pitschn Kaffee und Milch aus einem Sackerl setzen wir uns in den weinbelaubten, schattigen Innenhof (es gibt WLAN im Hidfo Panzio) und ich schreib den Blogeintrag von gestern fertig.


Da ruft mein Bruder an: unser Vater ist heute Nacht verstorben. Die Nachricht erreicht mich nicht völlig überraschend, heftig ist sie trotzdem. Ich bitte darum von jedweden Beileidsbekundungen hier im Blog Abstand zu nehmen - es kommt mir seltsam genug vor, den Tod meines Vaters hier öffentlich zu machen, was besseres ist mir nicht eingefallen. Pfiat di Tata.

Morgen werden wir nach Baja fahren und dort einen Platz für die Luzilla und den Großteil unseres Gepäcks suchen. Irgendwann nächste Woche werden wir per Bahn nach Hause reisen, um Abschied von meinem Vater zu nehmen, und wieder nach Baja zurückkehren, um die Reise fortzusetzen.


Am Nachmittag laden uns der Wiener Charly und seine Frau Christa zum Kaffee in ihr Domizil ein. Es bleibt nicht beim Kaffee, es gibt Selbsgebackenes, Erdbeeren und Marillenen. Charly erzählt viel und witzig aus seinen bisherigen fast 80 Lebensjahren.


Zum Aschied bekommen wir noch ein großes Sackerl Kirschen mit auf den Weg. Danke Christa und Charly für diesen wunderschönen, ablenkungsreichen Nachmittag.

Man müsste hochtechnisches Gerät einsetzen,
um ein scharfes Foto vom Schwanz von Charly's Dackel zu bekommen.

Am Abend (endlich wieder) Fischsuppe in einem Restaurant am Donauufer.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Stromkilometer 1.561 LU Dunaföldvár

Baff war ich, als ich gestern unsere Zimmerwirtin in Nagymaros gefragt habe, ob sie für mich im Hafen von Dunaföldvár anrufen kann, ob die einen Platz für mich haben, sie kurz telefoniert und mir dann das Handy gegeben hat. "Servas, i bin da Charly aus Wien. I moch des do, wann kummt's denn? A Zimma? Ka Problem, do organisier i eich wos." Unerwartet.

Die Abfahrt ist wettermäßig eher auf der Kippe, schwarze Wolken überall, windig, aber keine Gewitterwarnung - los gehts. In Budapest haben wir ein Treffen um 12:00 mit Csabi aus dem Donauforum ausgemacht. Er hat mir die Koordinaten eines Beisls (das mit dem grünen Dach) mit eigenem Anlegesteg geschickt - perfekt für eine kurze Rast. Csabi kommt mit seiner entzückenden Tochter - ein wirklich netter Kontakt. Wir reden übers Bootfahren, und er gibt uns gute Tipps für die Weiterfahrt. Beim Abschied macht er ein paar Fotos und postet diese auch im Donauforum. Danke, Csabi, wir sehen uns wieder im August.


Nach der Abfahrt montiere ich die Digicam auf der Konsole, um die Fahrt durch Budapest filmisch festzuhalten.


Naja, eher ein erfrischendes Erlebnis als Sightseeing. Viel Verkehr (sogar ein Bus kommt uns entgegen) + böiger Wind = viele Wellen = viel Wasser von vorne.


Ich bin froh eine Unterwasserkamera gekauft zu haben.


Nach Budapest wird es wieder sehr flach bis auf ein paar malerische Steilufer auf der rechten Seite. Der lebhafte Wind dreht permanent, und beschert uns sogar, wenn er von oben bläst, immer wieder absolute Windstille im Boot bei voller Fahrt. In Dunaföldvár werden wir schon von Charly erwartet, der uns lautstarke Anweisungen zur Bewältigung der engen Hafeneinfahrt gibt: "Heast! Weida aufe!" Charly hat es vor ca. 20 Jahren hierher verschlagen. Nach seinem Arbeitsleben in der Lobau als Reitschulbesitzer und in Gänserndorf als Rinderzüchter hat er sich in der Pension statt einer desolaten Fischerhütte in Regelsbrunn um ATS 200.000,-- hier einen kleinen Bauernhof ("nix wia nua Oabeit.") um ATS 220.000,-- gekauft. Ich bekomme zur Begrüßung einen guten Zwetschkernen, ein paar Freunde von Charly sind da und einer (ein ehemaliger FIFA-Schiedsrichter, hat uA das Freundschaftsspiel Österreich - Norwegen am 20.11.2002 im Happelstadion geleitet) bereitet gerade Hirschleber zu. A Country for Old Men, der Bootsclub.


Charly bringt uns in einem Hotel unter, das schon bessere Zeiten gesehen hat und noch immer sehr viel Charme aus diesen verströmt.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Ein Tag in Nagymaros

Die Luzilla liegt an einem Steg, der von einer netten Familie betrieben wird, in deren Pension (gleich über die Straße) wir auch wohnen http://www.szentistvanfogado.hu/. Super Zimmer mit eigener überdachter Terrasse. Ein nettes Ortschaftl, dieses Nagymaros.


Auf die andere Donauseite nach Visegrád (ein touristischer Hotspot Ungarns) sind wir nicht gekommen. Spazieren gehen an der Donau, oder durch die steil ansteigende Ortschaft, wird mit fantastischen Ausblicken auf Burg und Zitadelle belohnt.


Schon wieder ein Ort wo man bleiben mag - diesmal reden wir uns ein, dass das Wetter morgen sicher besser ist als übermorgen, und dass wir deshalb weiter müssen - werma schaun, vielleicht ist's ja schirch...


Der Plan wäre morgen bis Dunaföldvár mit einem kurzen Zwischenstopp in Budapest zu kommen, aber was ist schon ein Plan?