Sonntag, 24. April 2011

2010: Wien - Deggendorf - Wien

Meine Spanier haben mir auch das Jahr 2010 durch ihren ersten Weltmeistertitel versüßt. In Wien den "keine Turniermannschaft"-Fluch abgelegt, war dieser Titel eine logische Folge.

Bootsmäßig ist unsere erste Fahrt ins Ausland erwähnenswert: 9 Tage, 360 Stromkilometer die Donau rauf und wieder runter. Bei 10 Kraftwerken zu Berg und auf der Rückfahrt wieder zu Tal geschleust. Die erste Station war Grein/Donau. Dort haben wir wieder den Kurtl getroffen, der seinen Lebensmittelpunkt immer mehr da rauf und immer mehr aufs Wasser verlagert. Er hat uns mit seinem Boot nach Schlögen begleitet. Ab Grein wird die durchfahrene Landschaft wieder unspektakulärer - vom Machland und dem Eferdinger Becken sieht man von der Zille aus nicht viel.


Linz kündigt sich lange durch riesige Industrianlagen am rechten Ufer an - eine Stadt, in der man schon öfter war, zum ersten mal auf dem Wasserweg zu durchfahren, ist sehr spannend - wenn ich nicht gewusst hätt', dass das Linz ist, ich hätt' nicht geglaubt, dass das Linz ist. Nach dem Kraftwerk Aschach ist man wie erschlagen von der Landschaft. Das Obere Donautal bietet Postkartenmotive hinter jeder Ecke (und deren gibt es viele: der Strom mäandert durch ein enges, bewaldetes Tal). Wenige Ansiedlungen, da sich kaum Platz dafür an den steilen Ufern findet. Immer mehr Zillen begegnen einem, auch überdimensionierte, die als Radfähren eingesetzt werden. Das ist Zillenland - auch mein Boot wurde hier vom Zillenbauer Witti vor schätzungsweise 25 Jahren gebaut.


In Schlögen überlegt man, ob eine Weiterfahrt sinnvoll ist. Direkt am Prallhang der Schlinge finden sich Marina, Bootstankstelle, Campingplatz, Restaurants, Hotel und Pension. Sehr belebt, vor allem der boomende Donauradweg bringt haufenweise internationales Publikum an diesen magischen Ort. Trotzdem bleibt alles sehr entspannt. Der Fluss entfaltet seine volle Wirkung mit Nebel am Morgen und farbenprächtigen Abendstimmungen - selbst gehetzte, deutsche Radtouristen sitzen ruhig mit seligem, aufs Wasser gerichtetem, Blick herum. Hierher kommen wir wieder. Viele per Boot erreichbare Ausflugsziele gilt es noch zu erkunden. Die Gegend hat locker 2-3 Wochen Aufenthalt verdient.


In der Schleuse des nächsten Kraftwerks, Jochenstein, befindet man sich bereits auf Deutschem Staatsgebiet. Bis Lindau ist die Donau Grenzfluss. In Passau fragt man sich, warum die Donau nicht Inn heißt, der rechts einmündende Fluss kommt mächtiger daher als die Donau, führt dieser aber, übers Jahr gesehen, weniger Wasser zu - passt schon, der Name. Mein Boot konnte ich im Yachtclub Passau-Heining nach dem Kraftwerk Kachlet verheften. Übernachtet hab ich in der, gut per Bus erreichbaren, Stadt Passau in einer der schlausten Unterkünfte, die mir bis jetzt untergekommen ist: dem Rotel Inn. Passau ist sehr touristisch, studentisch und bayrisch. Viele Biergärten und Lokale mit Innenhöfen - man kann dort ausgezeichnet versumpern.

Um noch mehr von der Donau zu sehen, bin ich einen Tag nach Deggendorf gefahren. Nettes Städtchen (großes Dorf?), ausgezeichnetes Essen (Pichelsteiner mit Donaufischen) und die An- und Rückreise war etwas Besonderes. Natürlich fällt einem der Bockerer ein : "bei euch in Deutschland ist die Donau ein kleines Rinnsal, wo die Kinder mit den Füßen drin plantschen und einebrunzen. Aber bei uns wir sie zum mächtigen Strom, der durch aller Herren Länder fließt!" (* ich hoffe, halbwegs richtig zitiert zu haben, wenn mir jemand den genauen Wortlaut des Ausspruchs zukommen lassen könnte, würde ich mich freuen). Rinnsal ist natürlich untertrieben, Flusserl würd ich als Wiener sagen. Und man merkt, dass man in einem Land unterwegs ist, das mit Schifffahrt mehr zu tun hat als Österreich. Die Fahrtrinne ist lückenlos mit Tonnen markiert, die ich vorher nur am Meer gesehen habe. Die Donau darf hier frei fließen, es gibt allerdings Pläne, die dieser Landschaft durch mehrere Kraftwerke den Garaus machen wollen. Die Nachhaltigkeit dieser Form der Energiegewinnung würde sich vor allem als nachhaltige Zerstörung dieses naturbelassenen Bereichs mit dem Highlight Isarmündung manifestieren.


Die Rückreise war wetterbedingt ein bisserl spannender. Es hat sich bewährt, Geld in g'scheites Regengewand zu investieren. Ich würde auch nicht die Vorteile eines Dachs auf meiner Zille gegen die freie Sicht in alle Richtungen während der Fahrt eintauschen. Gegen die Sonne hilft eine gute Sonnenbrille und ein burgenländischer Strohhut, der, von Zeit zu Zeit ins Wasser getaucht, mir einen kühlen Kopf bewahrt.


Euphorisch bis in die Haarspitzen zuhause angekommen haben mich 2 Fragen beschäftigt:
  1. der Spritverbrauch: mein 2Takter hat sich wieder als quasi unzerstörbar und völlig problemlos bewährt. Selbst Hummer-Fahrer können allerdings von meinem Benzinverbrauch/Kilometer nur träumen. Als Alternative käme ein neuer 4Takter in Frage, der aber
    • viel schwerer,
    • viel wartungsbedürftiger und
    • ziemlich teuer
    wäre. Ich habe deshalb einen Deal mit mir gemacht. Der Sprit kostet für mich jetzt € 2,--. Die Differenz zum Tankstellenpreis überweise ich an Organisationen, die der Donau Gutes tun. Der erste, der beglückt wurde war der Bund Naturschutz in Bayern e.V..
  2. "irgendwann fahre ich mit meiner Zille bis ans Schwarze Meer!" - dazu hat sich noch ein "auf was soll ich warten?" gedrängt. So stark, dass ich meinen Gedanken umformuliert habe: "2011 fahre ich mit meiner Zille bis ans Schwarze Meer!"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen