Endlich weg. Früh aufgebrochen. Wetterprognose nicht ganz optimal, aber besser wirds nicht in den nächsten Tagen. Die Strecke bis Hainburg ist wohlbekannt, unter Bratislava beginnt unsere Danubia incognita. Gleich nach Bratislava gibts auf der linken Uferseite einen geschützten Hafen mit ein paar Yachtclubs - beim legendären Dodo festgemacht, ein bisserl was getrunken, und versucht, Details zur Schleusung in Gabčíkovo und dem dazugehörigen Kanal herauszufinden.
Von einem Kundigen bekomme ich die Schleusentelefonnummer (+421315594539), die ich anrufe, und auf deutsch erfahre, dass eine Schleusung in ca. 2 Stunden möglich ist. Ein weniger Kundiger erzählt uns von 5 Meter hohen Wellen im Gabčíkovo-Kanal und dass er diesen deshalb noch nie befahren hat, und auch nie befahren wird. Hier treffen wir auch die 3 britischen Pensionisten auf ihrer "Topolino" wieder, mit denen wir in der Freudenau geschleust sind. 3 nette ältere Herren auf einem älteren Segelboot, auch auf dem Weg ins Schwarze Meer - die haben wirklich Zeit, für heuer ist als Ziel Belgrad geplant, das Meer wollen sie nächstes, oder übernächstes Jahr erreichen.
Von der freundlichen Dodo-Chefin noch mit 25l Benzin und Informationsmaterial für die Weiterfahrt ausgestattet fahren wir ab. Zuerst noch auf der Donau, nach ca. 10km beginnt der Wahnsinn Gabčíkovo-Kanal. Bei der Einfahrt kommt Meeresfeeling auf, das befahrene Becken ist 2km breit, keine spürbare Strömung, viel Holz treibt im Wasser, überall Kormorane und Möwen. Je näher man dem Kraftwerk kommt, desto enger wird die G'schicht - man fährt zwischen Mauern über dem Niveau des umgebenden Landes, von den Dörfern am Weg sieht man nur die Kirchturmspitzen und ab und zu einen Wasserturm.
Dass die Fahrt durch den Kanal sehr haarig sein kann spüren wir bei jeder Begegnung mit einem Schwarzen (so werden die Frachtschiffe auf der Donau genannt, die Fahrgastschiffe heißen Weiße). Die Wellen, die der Schwarze macht, sind ein paar mal zu spüren, da sie zwischen den Mauern hin und her pendeln und nur langsam schwächer werden. Bei einem nochmaligen Anruf beim Schleusentelefon erfahren wir, dass mit einer Schleusung in ca. 50 Minuten zu rechnen sein wird. Wir verheften an der rechten Mauer und warten.
Abenteuer haben wir gesucht, und Abenteuer haben wir bekommen!
1. Abenteuer: wir werden vom Schleusenmeister über die Lautsprecheranlage aufgefordert in die Schleuse einzufahren. Ich versuche den Motor zu starten, bekomme aber statt dem satten Brummen meines 2Takters nur ein sehr grausliges, kreischendes Geräusch zu hören. Das kenne ich nicht. Ich rufe nach nochmaliger Aufforderung endlich einzufahren beim Schleusenmeister an, und teile mit, dass ich Probleme mit meinem Motor habe, und deshalb nicht sofort einfahren kann. Die Frage "Wie lange dauert Reparatur?" beantworte ich mit einer glatten Lüge: "in 10 Minuten weiß ich mehr". Ich tue, was man in so einem Fall, glaube ich, tut: ich öffne die Motorhaube und starre auf den Motor. Tatsächlich, etwas ist seltsam: der Starter ist irgendwie schief, und dass er an nur einer Schraube sehr locker befestigt ist: das gehört nicht so! Ich halte den Starter an den Platz, wo er hingehört, bitte die Martina zu starten, ein bisserl ein Kreischen, aber der Motor rennt. Ich rufe nochmals beim Schleusenmeister an, bekomme die Position 10 zugeteilt, und fahre in die Schleuse ein. Die Position 10 ist ganz vorne beim Stemmtor, wo auch von einer "Zuschauertribüne" aus viele Menschen die Schleusung beobachten. Die bekommen ein Extraspektakel geboten: eine Livemotorreparatur. Ich finde die 2. Schraube in der Motorwanne, kann auch diese befestigen - die nächsten Startversuche sind ein Genuss. Ich habe einen Motor repariert! Ich finde das g'hört unbedingt in diese "Haus bauen, Baum pflanzen, usw."-Liste.
Nach der sehr beeindruckenden Schleusung (es geht in Windeseile 20m bergab) fährt man noch 8km im Kanal, der aber fast natürlich, da auf selber Höhe wie die Umgebung, wirkt. Von rechts kommt wieder die "richtige" Donau, die hier viel Platz hat. Die Weite täuscht - befahrbar ist oft nur ein schmaler Teil, und an so einer Engstelle wartet auf uns
das 2. Abenteuer: ich habe auch schon auf der Daubel erlebt, dass Schubschiffe, ohne etwas zu schieben davor, ganz hässliche Wellen machen. Genau so eines kommt uns mit Vollgas entgegen. Die Wellen sind zu steil, um sie schräg anzufahren, und kommen so schnell hintereinander, dass man zwangsläufig in die 2. eintaucht, und das am vorderen Stauraum befindliche Wasser katapultartig ins Boot, ins G'sicht, und überall sonst auch noch hin geschleudert bekommt. Von wirklicher Gefahr ist so eine Aktion weit entfernt, die automatischen Bilgepumpen erledigen das mit dem Wasser im Boot, das mit dem waschelnassen G'wand ist der unangenehmere Teil. So ist das Natur-Pur-Erlebnis der restlichen Fahrt auf der Donau ein bisserl getrübt - nass bis auf die Unterhose kombiniert mit Fahrtwind - es gibt schönere Erlebnisse.
Beim Stromkilometer 1794 biegen wir rechts in die Mosoni Duna (Kleine Donau) ab. Die 15km nach Györ fahren wir relativ langsam - viel gibts zu sehen auf diesem kleinen Flusserl. 200m nach der Mündung der Raab ist am rechten Ufer das Amstel-Hotel, wo wir Platz für die Luzilla und ein Zimmer für uns bekommen. Der abendliche Stadtrundgang fällt eher kurz aus - Müdigkeit und Dauerregen treiben uns früh ins Hotel zurück.
um gottes willen, bitte passts ma doch bei den schleusungen auf! so gfährlich! ;))
AntwortenLöschenlg marlies
Es kommt dann eh nur noch eine, oder?
AntwortenLöschennaja, 3 Schleusungen am Eisernen Tor werdens noch werden: bei Djerdap I gehts gleich 2x hintereinander 16m runter und 80km weiter noch 1x 8m bei Djerdap II. Das wird sicher ein spannender Tag, da hab ich noch keine Telefonnummern, nur UKW-Kanäle (wenig hilfreich ohne Funk, werma schaun...).
AntwortenLöschenhaus, baum, motor -- wie immer eine höchst vergnügliche lektüre! wann erscheint der roman?!
AntwortenLöschenaber erst noch viele weitere kapitel sammeln gehen!
-p
...herrliche Reiseschilderung! Bin neugierig auf mehr...Im Gedanken bin ich mit Euch auf Reise...
AntwortenLöschenDonau-Charly
Hi Charly,
AntwortenLöschenschön, dass er gefällt, der Blog. Bitte den anderen Donaubanditen weitererzählen, die ham's ja nicht so mit dem Internetz. Aber es genügt, glaub ich, wenns der Donaukurier Werner erfährt, der verbreitet das dann eh.